„Poesie und Politik“

Ruhrfestspiele Recklinghausen gestern eröffnet

Mit einem Kulturvolksfest sind gestern in Recklinghausen die diesjährigen Ruhrfestspiele eröffnet worden. Unter dem Motto „Poesie und Politik“ wird bis zum 9.6.2019 ein vielfältiges Programm zu sehen sein, das Schauspiel, Tanz, Musik, Lesungen, Kabarett, Neuer Zirkus, d.h. alle Bereiche des Theaters berücksichtigt und aufeinander Bezug nehmen. (Einzelheiten zum Programm unter https://www.ruhrfestspiele.de)

„Die Ruhrfestspiele wollen sich mit diesem Programm der Gestaltung der Zukunft beteiligen, sie wollen sich weiterentwickeln, auch um dadurch der Gegenwart und Zukunft begegnen zu können“, schreibt  der neue Intendant Olaf Kröck, der die Leitung der Ruhrfestspiele im August letzten Jahres übernommen hat.

Mit dem gestrigen Eröffnungstag war zugleich das traditionelle Kulturvolksfest auf dem „Grünen Hügel“ verbunden – angekündigt als „Mai-Kundgebung der besonderen Art, wie jedes Jahr mit Kultur, Politik, Musik, Unterhaltung und Diskussion.“

Die Beteiligung des Publikums am Kulturvolksfest insgesamt war trotz des anfänglichen Frühnebels erfreulich gut. Verglichen damit war das Interesse an der Maikundgebung auf und um die DGB-Bühne eher bescheiden. Eine Bobachtung die bundesweit gemacht werden konnte: Die 1. Mai-Kundgebungen sind nur noch Nebensache.

Das war in Recklinghausen erstaunlich, denn die Veranstalter der Maikundgebung hatten keine geringere als die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles als Hauptrednerin aufgeboten. Das was sie zu sagen hatte, konnte erstaunlich wenige Besucher zum Verweilen einladen. Vermutlich wissen diejenigen, die an einem solchen Tag nach Recklinghausen gehen, dass die SPD wesentlich verantwortlich ist für die wachsende soziale Ungleichheit in der Gesellschaft.

Warum kann bei einer derartigen Gelegenheit die Vorsitzende der SPD nicht mal eine Strategie verkünden, wie es gelingen könnte, ein Mehrheit links von der Mitte zu organisieren. Ist zwar schwierig, wäre aber zukunftsweisend. Doch nichts dergleichen.

Keine Aufbruchstimmung, keine Begeisterung – gelegentlich höflicher Applaus. Allenfalls bleibt die Hoffnung, dass vom diesjährigen Festspielmotto – Poesie und Politik – doch noch ein Ruck hin zu einer unverkrampften Debatte über gemeinsame Zukunftspolitik ausgehen wird. Kämpfe für bezahlbare Mieten, für einen Mindestlohn oder auch gegen rechts werden nur auf breiter Basis gewonnen.

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