Implosionen gefällig?
Eine Kolumne von Peter Grohmann
„Ich hab’s kommen sehen!“, twitterte meine Omi Glimbzsch heute aus Zittau: „Die DDR kommt wieder.“ Gute Hausgemeinschaften, hilfswillige Nachbarschaften, eine Nationale Volksarmee, Dynamo Dresden ganz oben in der Liga – und anständige Wahlergebnisse, egal für wen. Der Rest ist geschenkt. Und von dem, was wir bei uns im Westen allein an guten Fressalien alles wegschmeißen, wird die DDR drei Mal satt.
Unseren neuen Nazis geben wir ein Aufbaudarlehen und schicken sie als Kolonisatoren in stillgelegte Ländereien Vorpommerns. So preiswert kriegen wir die nie wieder los. Die Sache mit dem totalen Krieg gegen AfD & Co. im Eigenland West haut ja offensichtlich nicht so rechts hin – überall, wo die schwülstigen Burschenschaften in die Zange genommen wurden, sind die Populisten jetzt noch populärer. Ideologisch haben die gepamperten und alt gewordenen Großparteien längst das Ende der Fahnenstange erreicht, aber um das zu merken, müssten sie den Himmel sehen. Wie wär’s mit einem Subotnik?
Eine Unlust weht durch die Baracken der Macht, streift Nahles, Kant und Hegel, weht die Kippa vom Koppe und bauscht die Kopftücher unnötig auf. Es rettet uns kein höh’res Wesen – wären da nicht die Jüngeren, und sogar Jüngere als ich! Eine einzige Demonstration gegen den Upload-Filter der Groko erreichte allein in Stuttgart mehr Leute als alle Ostermärsche der letzten zehn Jahre zusammen. Und das Erstaunliche, ja das Schöne daran: Die Leute könnten es jederzeit wiederholen und dabei leichter Hand sogar ihre Teilnehmerzahlen toppen. Es ist ein buntes Völkchen, das die Sorge um die Meinung auf die Gassen der Republik getrieben hatte (und es spielt hier keine Rolle, ob diese Sorge berechtigt war). Ein Völkchen so recht nach dem Geschmack von echten Sozialdemokraten und grünen Grünen, von Linken aller Couleur. Die aber hatten das neue „Straßenphänomen“ zwar so genannt, aber komplett übersehen. Wer sieht schon gern engagierte Bürger neben sich? Als das Phänomen dann (über Nacht) da war, ham’ses nich mal gemerkt, weil Muttertag war und auf die Tageszeitungen eben auch kein Verlass mehr ist. Erst recht gilt das für die Bewegung Fridays for Future. Ja, ich weiß, die kochen alle auch nur mit Wasser, aber das kommt weder aus Parteizentralen noch vom Genossen Hück, nicht aus klammer werdenden Gewerkschaftskassen, nicht aus unterschlagenen Steuergeldern, sondern aus den eigenen Hosentaschen. Das ist der Unterschied, der hoffen lässt.