Ökumenisches Glockenspiel

Positive Nachrichten von der Ökumene – nur auf den ersten Blick

Auf den ersten Blick eine positive Nachricht: Die Glocken der evangelischen Kirche in Nette bleiben im Ort.  Sie wechseln lediglich ihre bisherige Position und ihre Konfession. Bisher evangelisch, sollen sie nun katholisch, oder besser: ökumenisch werden. Ob sie durch die noch zu vollziehende Weihe eines katholischen Bischofs noch gottesfürchtiger klingen werden, sei dahingestellt.

Der zweite Blick jedoch macht sprachlos: Der Umzug wird von den Verantwortlichen mit 180.000 Euro kalkuliert! Mit den in der Baubranche allgemein üblichen Preissteigerungen wird vermutlich in der Endabrechnung bestimmt die 200.000 Euro-Schwelle geknackt werden. Und das für ein Läutewerk, das nach Einschätzung der verantwortlichen Geistlichkeit (Gemeindeversammlung v. 31.01.2017 im Mengeder Saalbau) nur noch Schrottwert besitze! 

Nun dürfte unbestritten sein, dass das Studium der Theologie andere Schwerpunkte beinhaltet, als Mathematik oder betriebswirtschaftliches Denken. Denn es kommen natürlich weitere Kosten hinzu. Obige Kalkulation umfasst nur den Aus- und Einbau der 5 Glocken. Der Abbruch des bis auf das Kreuz dann endgültig ausgeschlachteten Kirchturms wird sicherlich auch nahe an einen sechsstelligen Eurobetrag heranreichen. Eine Summe, die nur durch den Verkaufserlös des bisher weithin wahrnehmbaren Christensymbols marginal gemildert werden könnte. Dabei waren es doch damals angeblich fast ausschließlich finanzielle Gründe, die die Schließung des Netter Gemeindezentrums erforderlich machten. 

Dass die gesamte  Immobilie des ehemaligen Gemeindezentrums nun schon seit fast zwei Jahren leer steht, sei nur am Rande vermerkt. Der damals hochgepriesene Bustransfer zur ev. Mengeder Remigius Kirche wurde wegen absoluter Nichtinanspruchnahme nach wenigen Monaten eingestellt. 

Die Erinnerung tut weh. Für die Errichtung eines Glockenturms, in Nette in den 60er Jahre ein inniger Wunsch der ev. Gemeinde, wurden über Jahre hinweg Spenden requiriert und Kollekten gesammelt. 1968 schließlich war es soweit. Der damalige Gemeindepfarrer Kurt Stork war stolz, dass sein Lebenswerk Gestalt angenommen hatte und als den Ort prägende Landmarke weithin sicht- und hörbar seine Schäfchen an den Kirchgang erinnerte.

Das ganze Glocken-Umzugs-Procedere hat natürlich noch einen Haken. Denn wieder soll eine Spendenaktion die Finanzierung des Vorhabens gewährleisten. Für viele Netter ist es vergleichbar mit einer Sammlung für die eigene Beerdigung.

Auszug aus der Festschrift zum Gemeindejubiläum im Jahr 2006:

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