Denkmal des Monats Dezember 2019

 Denkmal an der Bürenstraße gegenüber der früheren Post in Mengede

Zum Denkmal des Monats hat die Denkmalbehörde  Dortmund das Denkmal an der Bürenstraße ausgewählt. Das hat seit Anfang November 2019 geradezu eine Auferstehung erlebt. Dazu gibt es von Seiten des Denkmalamtes die folgenden Informationen – teils neu, teils auch schon mal irgendwo gelesen; macht nichts: eine schöne Geschichte, die wir unseren LeserInnen nicht vorenthalten wollen:

Ob viele Mengeder den Adler auf dem Kriegerdenkmal an der Bürenstraße in Mengede vermissten, weiß man nicht. Aber die Arbeiten am 7. November 2019 nach gut fünf Jahren der Abwesenheit verursachten einiges Aufsehen. Und manch einer wird sich gefragt haben, ob der Adler nicht anders aussieht als früher. Zeit für die Denkmalbehörde Dortmund, das Ehrenmal und seine Geschichte als Denkmal des Monats Dezember 2019 vorzustellen.

Der Pfingststurm Ela war 2014 ein markantes Ereignis. Besonders im Nordwesten Dortmunds hinterließ er eine Schneise von entwurzelten Bäumen und beschädigten Dächern. Seine Kraft brachte auch den großen Adler auf dem Kriegerdenkmal in Mengede im wahrsten Sinne des Wortes zum Fliegen – und zum Absturz. „Der hatte ja nur einen Flügel, der konnte gar nicht durch die Lüfte segeln“, so manch spöttischer Kommentar.

Königsschießen
Der Adler hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Nachdem Dortmund im April 1945 von den Alliierten befreit worden war, begann sich nicht nur das Leben der Bürger und Bürgerinnen wieder zu stabilisieren, auch den Angehörigen der befreienden Truppen war eine kurze Verschnaufpause gegönnt, bevor sie in die ihnen zugeteilten Zonen abrückten. Amerikanische Soldaten in Mengede nutzten die Zeit, um wie beim Schützenfest auf den Adler zu schießen: mit Erfolg. Der linke Flügel gab nach und kam als Souvenir vermutlich in die Vereinigten Staaten. Nicht mehr nachprüfen lässt sich, ob dies damals nur ein großer Spaß war oder ob das Kriegerdenkmal gezielt „unter Beschuss“ genommen wurde.

Feuerwerk, Musik und gutes Essen
1945 stand das Denkmal bereits über 80 Jahre, wenn auch nicht immer am selben Platz. Eingeweiht wurde es 1873 an der heutigen Ecke Mengeder Straße / Jonathanstraße, bevor es 1928 seinen jetzigen Platz an der Bürenstraße fand. Nach der Reichsgründung 1871 sollte es die gefallenen Mengeder Soldaten aus den Kriegen ehren, die zur Einigung Deutschlands unter preußischer Vorherrschaft geführt hatten (1864 gegen Dänemark, 1866 gegen Österreich, 1870/71 gegen Frankreich). Im August 1873 kündigte man ein „Kriegsfest“ an, „welches noch durch die Einweihung eines Denkmals erhöht wird.“ Wie zu dieser Zeit üblich, spielte eine Militärkapelle. Ein „tüchtiger Wirt“, Mitglied des Mengeder Kriegervereins, sorgte für „gute Speisen und Getränke“. „Abends gegen 9 Uhr wird ein brillantes Feuerwerk abgebrannt werden“, hieß es weiter in der Einladung des Vereins.

Ein Basissockel, auf dem die Namen der toten Soldaten verzeichnet sind, darüber eine hohe Säule, bekrönt mit einem Adler – so sehen mehrere Kriegerdenkmäler jener Zeit in den Dortmunder Vororten aus. Allerdings wollten die Mengeder etwas Besonderes. Nicht ein Künstler oder Handwerker aus dem näheren Umkreis, wie in anderen Gemeinden, wurde beauftragt, sondern der damals in Thüringen lebende und wirkende 33jährige Künstler Tobias Weiß, später Professor in Nürnberg.

Adler und Pelikan
Den abgestürzten und beschädigten Adler aus Zinn barg nach dem Sturm der in der Nähe praktizierende Zahnarzt Dr. Herminghaus. Der Vogel lagerte dann eine Zeitlang im Depot des Bauhofs, wo er buchstäblich „unter die Räder“ geriet. Eine Restaurierung war nicht mehr möglich. Ein neuer Adler, diesmal aus Aluminiumguss, wurde bei der Gießerei Pelikan in Rheinland-Pfalz bestellt. Während der neue Adler nun auf der gereinigten Säule Platz genommen hat, fanden die Reste des alten Vogels eine neue Unterkunft in einer Vitrine des Heimatvereins Mengede. Nicht nur ihn kann man dort besichtigen, sondern auch weitere Informationen über das Kriegerdenkmal erhalten.

Das Geheimnis des Adlers
Unter seinen Klauen hütete der Adler übrigens eine Kassette. Sie war bereits 1928 einmal geöffnet worden, als beim Umsetzen des Denkmals die Säule in zwei Stücke zerbrach. Schon damals konnte man die neben verschiedenen alten Münzen eingelegten Schriftstücke nicht mehr lesen, da die Tinte zerlaufen war. So gab man 1928 neues Material in die Obhut des Adlers. Doch durch Löcher und Risse ist über die Jahre wieder so viel Feuchtigkeit in den Behälter eingedrungen, dass alle Papiere zu einem Stück zusammengeklumpt sind. Ob die Restaurierungsversuche Erfolg haben werden, ist noch ungewiss. Jedenfalls muss der Adler demnächst noch einmal sein Gefieder lüften. Dann wird eine neue Kassette mit alten und neuen Münzen, einem USB-Stick und den im günstigen Fall wieder lesbaren Schriftstücken von 1928 unter seine Füße gelegt werden.

Text: Denkmalamt der Stadt Dortmund; Fotos: Silvia Rzadkowski -MIT –

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert