Stadt Dortmund informiert über die aktuelle Lage
Der Krisenstab der Stadt Dortmund hat heute getagt. Oberste Ziele bleiben die Unterbrechung von Infektionsketten sowie die Verlangsamung der Ausbreitung des Coronavirus.
Die aktuellsten, zentralen Themen sind der Sachstand und das weitere Vorgehen aus medizinischer Sicht durch das Gesundheitsamt sowie die Sicherstellung der Betreuung der Kinder, deren Eltern als sogenannte Schlüsselpersonen der kritischen Infrastruktur angehören.
Gesundheit
Das Gesundheitsamt meldet 37 positiv auf den Coronavirus getestete Personen. Die Zahl basiert auf den bislang 40 eingegangenen Ergebnissen der 74 gestern durchgeführten Tests. Heute wurden 198 Abstriche genommen. Mit den Ergebnissen wird in den nächsten ein bis zwei Tagen gerechnet.
Weiterhin handelt es sich überwiegend um leichtere Krankheitsverläufe. Am Sonntag wurde erstmals eine Frau, die sich in der Inkubationszeit nicht in einem bekannten Risikogebiet aufgehalten hat und auch keinen Kontakt zu einem bekannten anderen Corona-Patienten hatte, positiv getestet. Deshalb geht der Leiter des Gesundheitsamtes Dr. Frank Renken davon aus, dass es nun eine beginnende Ausbreitung des neuen Coronavirus in der Bevölkerung auch in Dortmund gibt.
Aus Sicht des Gesundheitsamtes gilt diese Bewertung nicht nur für Dortmund. Dr. Renken: „Deshalb sind Maßnahmen, um die Sozialkontakte aller Bürgerinnen und Bürger einzuschränken, dringend erforderlich. Solange wir davon ausgehen konnten, dass nur die Personen, die wir als gemeldete Fälle erkannt haben, das Virus weiter verbreiten können, haben wir durch Umgebungsuntersuchungen versucht, Infektionsketten zu unterbrechen. Jetzt müssen wir zusätzlich zu unserer Suche nach Kontaktpersonen weitere Maßnahmen ergreifen, um die Ausbreitung des Virus in der Bevölkerung zu verlangsamen. Alle Bürgerinnen und Bürger sind aufgefordert, durch Veränderungen des eigenen Verhaltens das Risiko für eine Ansteckung zu verringern. Deshalb wird es immer wichtiger, Sozialkontakte einzuschränken.“
Änderungen muss es auch bezüglich der Abstrich-Diagnostik geben. Am heutigen Tag war die Diagnostikstelle im Gesundheitsamt völlig überlaufen. Die Warteschlange war zeitweise etwa 100 Meter lang. Sehr viele verunsicherte Bürgerinnen und Bürger wollten Abstriche machen lassen, weil sie aus Urlaubsregionen zurückgekommen waren, die nun vom Robert-Koch-Institut als Risikogebiet definiert sind. Auch der Wunsch nach Bescheinigungen zur häuslichen Quarantäne wurde vielfach geäußert.
Daher weist das Gesundheitsamt darauf hin, dass Abstriche nur noch bei erkrankten Personen durchgeführt werden, bei denen eine Ansteckung mit dem Coronavirus zu vermuten ist. „Die Untersuchungsmaterialien sind nur beschränkt verfügbar, deshalb kann die Diagnostik von Gesunden in Dortmund grundsätzlich nicht mehr durchgeführt werden. Ausnahmen regelt das Gesundheitsamt nur für Bereiche, die zur Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung erforderlich sind“, erläutert der Gesundheitsamt-Chef.
Um für die erkrankten Menschen gleichzeitig eine einfachere Diagnostik zu ermöglichen, werden zusätzlich zu der Diagnostikstelle im Gesundheitsamt dienstags und donnerstags in der Zeit von 14.30 bis 17 Uhr durch Dr. Rodewyk in seinen Praxisräumen Testungen angeboten. Auch dort gilt, dass ausschließlich für Erkrankte nach vorheriger telefonischer Anmeldung eine Diagnostik durchgeführt wird. Über die Diagnostikmöglichkeiten im weiteren Verlauf der Woche wird informiert.
Corona-Hotline
In diesem Zusammenhang gibt die Stadtverwaltung folgenden dringenden Hinweis: Die Corona-Hotline ist mit zum Teil rund 10.000 Anrufen pro Stunde absolut überlastet – trotz der Verstärkung des Teams durch weitere Fachkräfte aus den Bereichen Gesundheit und Rettungsdienst. Die Dortmunderinnen und Dortmunder werden gebeten, sich vor einem Anruf auf der Homepage der Stadt unter www.dortmund.de über alle Fragen rund um das Coronavirus zu informieren. Die FAQs werden laufend aktualisiert und ergänzt. Die allermeisten Fragen, die zurzeit noch telefonisch beantwortet werden, lassen sich auf diese Weise klären. Bitte nur in dringenden Fällen anrufen!
Kinderbetreuung und Schulen
Heute trat die Verfügung der Landesregierung in Kraft, Kindertageseinrichtungen und Schulen für den Regelbetrieb zu schließen. Eine Notbetreuung wird für Kinder Alleinerziehender oder Eltern und Betreuungspersonen in Kindertageseinrichtungen, bei Kindertagespflegepersonen und in Schulen bis einschließlich zur 6. Klasse dann ermöglicht, wenn das Kind symptomfrei ist, wissentlich keinen Kontakt zu Infizierten hatte, kein Aufenthalt in den letzten 14 Tagen in Risikogebieten vorlag und beide Elternteile oder Alleinerziehende zum Personenkreis „Schlüsselpersonen“ gehören.
Für den heutigen Tag und morgen gilt: diese beiden Tage werden zur Organisation der Betreuung in den einzelnen Schulen und Kitas als Übergangstage bis zu weiteren Festlegungen genutzt. Wichtig ist, dass für die Umsetzung nach den landesseitig vorgegebenen Regeln zunächst Erfahrungswerte in Dortmund gesammelt werden. Die Lage heute war nach Rückmeldung von Kindertageseinrichtungen und Schulen ruhig. An Grundschulen und weiterführenden Schulen waren nur sehr wenige Kinder zur Notfallbetreuung anwesend, dies gilt auch für Kindertageseinrichtungen.
Die Erfahrungen des heutigen Tages wurden gemeinsam mit den Trägern ausgetauscht. Die zukünftigen Bedarfe werden an die Notwendigkeiten angepasst.
Ab Mittwoch müssen Eltern eine einheitliche, vom Land vorgegebene Arbeitgeberbescheinigung vorlegen. Das Formular ist unter www.dortmund.de abrufbar.
Erlasse
Die Stadt Dortmund arbeitet unter Hochdruck an den sich aus den neuen Erlassen der Landesregierung vom späten Sonntagabend ergebenden Folgen und Maßnahmen.
Das betrifft die näheren Regelungen zur Betreuung wie zum Beispiel auch die Definition zu den Schlüsselpersonen der kritischen Infrastruktur. Dies und weitere Einzelfestlegungen in Bezug auf die Betreuung in den Kitas und Schulen haben die Stadt Dortmund gestern Abend um 21.45 Uhr über den Städtetag erreicht. Auch die Stadt Dortmund ist dabei, die Definitionen für die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu konkretisieren.
Allgemeinverfügung
Der „Erlass zu weiteren kontaktreduzierenden Maßnahmen ab dem 16.03.2020 und 17.03.2020“ des Landes war erst nach 23 Uhr am gestrigen Sonntag über die Homepage der Landesregierung verfügbar.
Die Stadt Dortmund setzt den Erlass im Rahmen einer Allgemeinverfügung um. Diese tritt am 17.03.2020 um 0:00 Uhr in Kraft.
Hier werden weitere Maßnahmen auf Basis des Infektionsschutzgesetzes angeordnet, die zum Schutz der Bevölkerung die Infektionsketten verlangsamen sollen. Von diesen Maßnahmen betroffen sind unter anderen Gemeinschaftseinrichtungen, Krankenhäuser, Discos, Gaststätten, Fitnessstudios, Kinos, Spielhallen, Wettbüros, Einrichtungshäuser, Shopping-Malls, Berufsschulen, Hochschulen etc.
Versammlungen unter freiem Himmel sind grundsätzlich untersagt, eine Zulassung ist nur nach vorheriger individueller Verhältnismäßigkeitsprüfung möglich.
Die Maßnahmen werden von Mitarbeitenden des Ordnungsamtes kontrolliert. Bei Zuwiderhandlungen erfolgen Schließungen und Zwangsgelder.
Zoo, Westfalenpark und Tierheim
Der Zoo, der Westfalenpark und das städtische Tierheim sowie das Dietrich-Keuning-Haus bleiben ab dem morgigen Dienstag bis auf Weiteres für die Öffentlichkeit geschlossen.
– Im Tierheim abgegebene Fundtiere können von ihren Halterinnen und Haltern täglich im Zeitraum von 12 bis 13 Uhr abgeholt werden. Interessenten von vermittlungsfähigen Tierheimtieren werden gebeten, sich in diesem Zeitraum telefonisch im Tierheim unter 170 680 zu melden, um einen Termin abzusprechen. Digitale Steckbriefe der vermittelbaren Hunde, Katzen und Kleintiere können auf der Internetseite des Tierheims (www.tierheim.dortmund.de) eingesehen werden.
Die Stadt Dortmund rät allen, die ihre Freizeit gerne draußen verbringen möchten, das möglichst nicht in größeren Gruppen zu tun, Menschenansammlungen zu vermeiden und den nötigen „Sicherheitsabstand“ zueinander zu wahren.
Trauerhallen
Ab sofort nehmen die Friedhöfe Dortmund keine Termine mehr für Trauerfeiern in städtischen Trauerhallen an. Der Eigenbetrieb mit insgesamt 32 Friedhöfen im Dortmunder Stadtgebiet wird aber fest zugesagte Termine für die nächsten Tage nicht absagen. Die Friedhöfe bitten um Verständnis dafür, dass in den Trauerhallen die empfohlenen Abstandsregelungen für die Besucherinnen und Besucher nicht eingehalten werden könne. Die Friedhofsverwaltung möchte Hinterbliebenen jedoch trotzdem einen möglichst würdevollen Abschied ermöglichen – allerdings im kleineren Rahmen, im familiären Kreis und direkt am Grab.