Was machen Mengeder in Zeiten der Krise?
Wir haben uns umgehört und eine kleine – nicht repräsentative – Umfrage gestartet. Wir bekamen Antworten, wie die Menschen in unserem Stadtbezirk mit dieser ungewöhnlichen Situation umgehen. In einer kurzen Serie stellen wir unseren Lesern ihre Reaktionen vor.
Heute: Ulla und Franz Fedrau
Das Leben mit Corona / ein Lagebericht:
Corona hat uns voll im Griff und wirbelt die gewohnten Tagesabläufe durcheinander.
Ulla und ich machen aus der neuen Situation mit all den Einschränkungen das Beste. Alles hat sich geändert. Der tägliche Einkauf mit anschließendem Kaffee in der Eisdiele Dolomiti am Markt ist gestrichen. Hier haben wir in großer Runde -oft bis zu zehn Personen- die aktuellen Probleme (auch Fußball) diskutiert, Erfahrungen ausgetauscht und Termine vereinbart – vorbei.
Ein Großeinkauf pro Woche muss reichen. Wenn was Wichtiges fehlt (Sushi oder Kippen) erledige ich das am Abend mit dem Rad.
Am Schlimmsten ist der Enkelentzug. Drei wohnen außerhalb, drei mit uns unter einem Dach. Alle turnusmäßigen Besuche sind gestrichen. Zum Glück gibt es ja für die Kommunikation und den Bilderaustausch WhatsApp und Internet.
So schlagen wir Corona: Gesichtsmasken – selbst genäht!
Nachmittags und am frühen Abend ist Ulla in ihrem Nähzimmer. Der neueste Renner sind Gesichtsmasken aus Stoffresten, sehr kleidsam. Sie hat schon die gesamte Familie und Freunde versorgt. Natürlich entstehen aber auch –wie immer- kunstvolle Accessoires.
Mir bleibt auch viel Zeit. Tischtennis, Heimatverein und Siedlung machen Zwangspause. Aus Verzweiflung habe ich sogar schon zum ersten Mal den Rasen gemäht sowie Keller und Garage (grob) aufgeräumt. Bei schönem Wetter bin ich täglich zwischen 2 und 3 Stunden mit meinem Fahrrad unterwegs. Schade ist nur, dass alle mir bekannten Erholungsmöglichkeiten nicht geöffnet haben. Man sitzt im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Trockenen.
Gesellschaftsspiele wiederentdeckt
Ein „Highlight“, das wir wiederentdeckt haben, ist unsere Spielesammlung, die wir zu unserer Hochzeit 1972 bekommen haben. Wir haben sie herausgesucht, aktiviert und zocken wie die Weltmeister. Zurzeit ist Halma der Favorit, leider verliere ich immer. Als Ausgleich darf ich beim Rommee ab und an gewinnen. Aber auch alle anderen Spiele machen Spaß.
Das geht oft bis in den Abend, denn dem TV- Programm können wir auch in Corona Zeiten nicht viel abgewinnen. Eine Alternative bietet der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Er macht mit seinem LWL-Medienzentrum für Westfalen angesichts der Corona-Pandemie ein besonderes Angebot. Eine große Anzahl an Filmen steht nun im Download-Bereich des Medien Shops frei zur Verfügung.
Ein kostenloser Download gegen Langeweile
Das Angebot umfasst rund 100 Dokumentationen, Kurzfilme und Reportagen zur Region und Geschichte Westfalens. Mein Favorit ist der Stummfilm „Die Hermannschlacht“ von 1924 mit Zwischentexten und Klavieruntermalung, einfach Spitze. Unter folgendem Link (bitte anklicken)
findet man das gesamte Filmangebot.
Wie immer wird bei uns viel gelesen, was während der Corona Zeit noch intensiver wurde. Dabei nutze ich auch das Online Angebot der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund-Mengede, sehr empfehlenswert. Beim Stöbern bin ich auf Robert Baurs Krimis gestoßen. „Tatort“ ist das Berlin der Endzwanziger. Dabei spielt oft der historische Hintergrund eine wichtige Rolle, sehr interessant.
Mit „Trotz alledem“ von Hannes Wader hin zu besseren Zeiten
Absolute Spitze war aber „Trotz alledem“, die Biographie von Hannes Wader. Ulla und ich „leben mit ihm“ seit mehr als fünfzig Jahren. Wir haben fast alle Platten (Vinyl) und waren auf vielen Konzerten und Open Air Auftritten (Recklinghausen 1977, Hannes Wader singt Arbeiterlieder). Ich habe die über 500 Seiten fast in einem Rutsch gelesen – ich glaube, ich bin wieder jung und immer noch begeistert.
Als nächstes steht einer meiner Lieblingsautoren auf dem Plan:
John Le Carré mit seinem letzten Roman „Federball“. Nach vielen Ausflügen ist er wieder in die Welt der Spionage und der Geheimdienste zurückgekehrt. Sehr lesenswert.
Trotzdem hoffen wir natürlich, dass diese gespenstige Situation mit all ihren Einschränkungen in absehbarer Zeit Geschichte ist und nicht zu lange dauert.
Das „normale“ Leben finden wir angenehmer.
Ulla & Franz-Josef Fedrau