Coronakrise und „Stubenarrest“ (10)

Was machen Menschen in unserem Stadtbezirk in Zeiten der Krise?

Wir haben uns umgehört und eine kleine – nicht repräsentative – Umfrage gestartet. Wir bekamen Antworten.

Heute von:
Henry Mühlhausen

Henry war früher im Marketingbereich der ARAL AG in Bochum beschäftigt und ist mittlerweile im Ruhestand. Er übernimmt seit Jahren Gästeführungen im Deutschen Fußballmuseum.

(Leider hat auch das Fußballmuseum unter Corona zu leiden. Es bleibt zunächst bis zum 19. April geschlossen.)

Höchststrafe im „Stubenarrest“ – Besuchsverbot für Angehörige

Das Tagpfauenauge auf der heimischen Wiese

Das Corona-Virus hat uns voll erwischt. Es beeinflusst und verändert unseren Tagesablauf. Vorgänge oder Gewohnheiten, die noch vor wenigen Wochen selbstverständlich waren, verlaufen jetzt anders oder müssen bis auf weiteres sogar eine Pause einlegen.

Dabei trifft es eine Gruppe besonders hart, nämlich die der älteren Leute, die ihren Lebensabend in Pflegeheimen verbringen und die zur Vermeidung der Ansteckungsgefahr spätestens seit dem 23. März keinen Besuch mehr empfangen dürfen. Eine schwierige Situation für diese betroffenen Senioren, deren persönliche Kontakte sich nun seit geraumer Zeit nur noch auf die mit dem Pflegepersonal beschränken und darüber hinaus das Pflegeheim auch nicht verlassen dürfen. Was kann man aber als Angehöriger tun, wenn der Besuch jetzt nicht mehr stattfinden kann? Natürlich sind Telefongespräche möglich, aber sind sie ein vollwertiger Ersatz für einen Besuch? Natürlich nicht. Dazu kommt, dass nicht jeder Pflegeheimbewohner direkt telefonisch erreichbar ist und auch das Gehör vieler älterer Menschen altersbedingt nicht mehr das Beste ist.

Mit dem Tagebuch die Kontaktsperre umgehen

In meinem Fall habe ich mich zu einer „Tagebuchlösung“ entschlossen. Täglich um die Mittagszeit reiche ich einen Umschlag mit der aktuellen Zeitung und einem kleinen Bericht über die Ereignisse des vorherigen Tages durch die „Besucherklappe“ des Seniorenheims. Und dieser Umschlag wird dann auch umgehend an den Empfänger weitergeleitet. Und was steht alles in diesem Tagesbericht? Ehrlich gesagt, nichts Besonderes, einfach nur, wie der jeweilige Tag abgelaufen ist und was man dabei erlebt hat. Und dazu gehören ganz banale Dinge, wie die Warteschlange vor dem Supermarkt, die mehr als rege Nachfrage für Toilettenpapier, das erste Rasenmähen zu Hause und natürlich auch die eine oder andere Neuigkeit aus der Verwandtschaft, dem Bekanntenkreis oder der Nachbarschaft. Alles Dinge, die man persönlich aufgrund des Besuchsverbotes nicht mehr erzählen kann, aber wenn der Heimbewohner sie liest, hat er völlig zu Recht, weiterhin das Gefühl, dass er „dazu gehört“.

Und auch für mich, als Verfasser der Zeilen, ist es gar nicht so uninteressant, den abgelaufenen Tag zur Abwechslung einmal, wie in einem Tagebuch, schriftlich zusammenzufassen. Man erkennt plötzlich, wie wichtig doch die oft kleinen Dinge des Tagesablaufs sind und wie wichtig solche „tägliche Selbstverständlichkeiten“ für einen Bewohner eines Seniorenheims sind. Denn er kann sie selbst nicht mehr erfahren und  kein Besucher darf und kann ihm mehr darüber berichten. 

Da Tagpfauenauge (wissenschaftlich Inachis io) ist auch in heimischen Gärten zu finden

Was soll dieser Text bezwecken? Er soll vielleicht die Angehörigen von Bewohnern in den Seniorenheimen dazu anregen, es einmal für die Zeit des Besuchsverbotes mit einem solchen kleinen „Tagebuch“ zu versuchen. Und wer die Möglichkeit hat, seinem Text, den er am Computer oder handschriftlich erstellt hat, noch ein Bild beizufügen, sollte das tun. So ist zum Beispiel ein Foto von einem Schmetterling auf der heimischen Wiese nicht nur ein Zeichen für den Frühling, es bringt auch ein wenig Frühling und Osterstimmung zu den Angehörigen ins Seniorenheim.

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