Selbständigkeit in Zeiten der Coronakrise

Wie gehen Selbständige  im Stadtbezirk Mengede mit dem Coronavirus um
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Foto: Dr. Ingo Herminghaus 

Für Selbständige – Handwerksbetriebe, freischaffende KünstlerInnen, Hoteliers und Gaststätten, Ärzte und Pflegeeinrichtungen – nur um einige zu nennen, sind schwere  Zeiten angebrochen. Die Coronakrise äußert sich in vielfältigen Erscheinungsformen. In dieser Serie geht es nicht um die gesundheitlichen Aspekte jedenfalls nicht in erster Linie. Es geht um die wirtschaftlichen Konsequenzen für Kleinbetriebe, die im Stadtbezirk Mengede ihr Geld verdienen, die aber auch durch ihre Arbeit den Stadtbezirk lebenswert machen, 
Nach der ersten Schockstarre gibt es einzelne zaghafte Versuche, im Rahmen der bestehenden Beschränkungen den Betrieb in Gang zu halten oder es gibt die notwendige Konsequenz, erst mal bis nach Ostern in Zwangsurlaub zu gehen.
MENGEDE:InTakt! hat sich im Stadtbezirk umgesehen und gefragt, welche Strategien die Verantwortlichen entwickeln bzw. entwickelt haben, um die wirtschaftlichen Folgen der Krise abzufedern.

Wir haben am 29.3. und 3.4. darüber berichtet, mit welchen unterschiedlichen Schwierigkeiten die befragten Betriebe zu kämpfen haben. Die Ergebnisse lassen sich nicht über einen Kamm scheren, aber es ist die Vielfalt der gewählten Strategien schon sehr  beeindruckend gewesen. In manchen Fällen bleibt den Befragten auch nichts anderes übrig, als die Betriebsferien erst einmal vorzuziehen.
In diesen Tagen vor Ostern haben wir noch einmal weitere UnternehmerInnen im Stadtbezirk Mengede gefragt, wie sie denn mit der Coronakrise umgehen. In dieser Runde sind es:

  • Jörg Troske, Inhaber des Hagebaumarktes Overthun in der Breisenbachstraße,
  • Dachdeckermeister Uwe Harant in Bodelschwingh,
  • Marc Hubert, Betriebsleiter vom Autohaus Mengede, 
  • Winfried Knepper, Inhaber der Bauhütte Knepper aus der Williburgstraße
  • Brigitte Schachtsiek, Inhaberin des Modegeschäftes „La Via“ am Mengeder Markt. 

Jörg Troske gehört mit „seinem“ Hagebaumarkt Overthun zu den Betrieben, die mit der Coronakrise bisher unterm Strich noch einigermaßen zurechtgekommen sind, auch wenn es natürlich mehrere „Baustellen“ gibt. So bedarf der Schutz der eigenen Mitarbeiter-/innen und der der Kunden und Kundinnen einen erhöhten organisatorischen Aufwand. Fünf Mitarbeiter-/innen, die gesundheitlich vorbelastet sind, sind sicherheitshalber krank geschrieben zu Hause geblieben. Der verbliebene Rest übernimmt den gesamten Betrieb, zudem ist die Mannschaft, um den Betriebsablauf zu gewähren, von bisher zwei Schichten auf eine Schicht zusammengelegt  worden. Zwar sind die wöchentlichen Öffnungszeiten reduziert worden, aber das frühlingshafte Wetter und die Möglichkeit zu Hause zu arbeiten, bringen im Augenblick viele für diese Jahreszeit zusätzliche Kunden in den Hagebaumarkt. Das kann nur mit dem außergewöhnlichen Einsatz der „Mannschaft, wie Jörg Troske hervorhebt, geleistet werden. Natürlich gibt es auch hier im Hagebaumarkt gelegentliche Lieferengpässe, vor allem weil das Zentrallager in Herten kürzlich zur Hälfte abgebrannt ist, aber die Kundschaft hat sich offenbar bereits in etwa auf den Krisenmodus eingestellt. Hamsterkäufe wurden bisher bei Zangen, Nägeln oder Schrauben nicht festgestellt.
Gleichwohl hoffen alle, dass die Kontaktverbote nach Ostern schrittweise aufgehoben werden und dass danach dann ein halbwegs normaler Geschäftsbetrieb möglich sein wird.

Relativ gut kann auch der Dachdeckermeister Uwe Harant in Bodelschwingh derzeit noch mit der Krise umgehen. Wichtig für ihn ist, dass der Betrieb weiterhin geöffnet ist. Die interne Organisation erfordert natürlich zusätzliche Anstrengungen. So beginnt der Arbeitstag in gestaffelten Anfangszeiten, um unnötiges Gedränge zum Tagesbeginn zu vermeiden. In der Regel besteht jedes Team aus zwei Personen, die selbständig darauf achten, dass die Abstandsregel weitgehend eingehalten wird und die Kollegen sich vorschriftsmäßig schützen. Bisher hat dies funktioniert und so hoffen alle – Chef und MitarbeiterInnen – dass es bald wieder in gewohnte Weise losgehen kann.

Auch Marc Hubert, Betriebsleiter des Autohauses Mengede (Mazda), versucht aus der Situation das Beste zu machen. Dabei kommt ihm entgegen, dass der Werkstattbetrieb aufrechterhalten bleiben kann; d.h. Reparaturen und Wartungsarbeiten können durchgeführt werden. Natürlich ist es für die Mitarbeiter in der Werkstatt nicht ganz einfach, auf die Einhaltung der Abstandszonen zu achten. Aber mittlerweile hat sich das  auch hier allein aus Gründen des Selbstschutzes eingespielt.
Schwieriger ist da schon die Lage in der Abteilung Verkauf von Neu- und Gebrauchtwagen. Der ist definitiv in ganz Deutschland abgesagt – bis auf den Online-Handel, der allerdings beim Autohaus Mengede nur eine vernachlässigbare Größe spielt. In diesen Fällen erfolgen alle Arbeitsschritte kontaktlos – von der Bestellung über die Zulassung bis zur Auslieferung.

Bei Winfried Knepper , dem Chef der Bauhütte Knepper sieht das Ganz schon etwas komplizierter aus. Durch die Coronakrise ist ein größeres Restaurierungsvorhaben bis auf weiteres gestoppt worden, für das das gesamte Team der Bauhütte eingeplant war. Folglich musste W. Knepper Kurzarbeit anmelden, d.h. nur an zwei Tagen der Woche wird gearbeitet. Hierbei werden  Kleinaufträge und liegen gebliebene Arbeiten erledigt.
Auf diese Weise versucht man sich erst mal bis Ende des Monats über Wasser halten zu können. Für die Zeit danach besteht die Hoffnung, dass die Auflagen zum Kontaktverbot nach und nach gelockert werden und der Betrieb wieder auf normale Leistung hochgefahren werden kann. 

Für Birgit Schachtsiek, Inhaberin des Modegeschäftes „La Via“ am Mengeder Markt, ist es besonders schwierig in diesen Zeiten. Sie gehört nicht zu den „systemrelevanten“ Betrieben, die in der jetzigen Krise geöffnet haben dürfen und sie kann auch nicht auf einen Online-Handel ausweichen, wie z. B. die Mengeder Buchhandlung am Amtshaus. Die Kundschaft von „La Via“ ist „nicht online unterwegs“, wie Brigit Schachtsiek zu Recht feststellt. Also bleibt ihr Geschäft geschlossen und ihr bleibt derzeit nur übrig, sich von sich aus über das Internet bemerkbar zu machen. Auf ihrer Facebook-Seite schickte sie ihrer Kundschaft das folgende Lebenszeichen, in der Hoffnung, dass Kinder oder Enkelkinder der Kundinnen diese Nachricht an ihre Mütter bzw. Großmütter weitervermitteln:

La VIA Dortmund Mengede 6. April um 19:07 ·

Hallo liebe La Via Kunden:
viele Einzelhändler haben ja noch die Möglichkeit ihre Artikel über einen Online Shop zu verkaufen…leider ist das bei uns ja eher schwierig, zumal ja fast 80% unserer Kundschaft auch nicht unbedingt online unterwegs sind….und das wichtigste :unsere Stärke liegt in der persönlichen direkten Beratung, da haben wir online kaum eine Chance. Aber ich verspreche: bei unserer Wiedereröffnung…gibt es tolle Angebote ,satte Prozente und ein Glässchen Prosecco..ich würde mich sehr freuen euch dann wieder persönlich begrüßen zu dürfen….das wäre für uns die größte Unterstützung…denn nur mit euch…unseren Kunden …können wir weitermachen.
…bis dahin ….bleibt zuhause ..bleibt gesund ….euer La Via Team  ‍‍‍♀️

MENGEDE:InTakt! fand die Initiative sehr bemerkenswert, lässt sie in schwierigen Zeiten doch eine   Portion Hoffnung und Zuversicht auf bessere Zeiten erkennen.

In diesem Sinne wünscht die Redaktion von MENGEDE:InTakt! allen Leserinnen und Lesern und allen Kolleginnen und Kollegen ein gesundes Osterfest: Haltet durch und bleibt gesund!

 

 

 

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