Beachtlich!

Eine merkwürdige Zahl, über die sich trefflich streiten lässt. Im Wort “Achtung!” bellt sie über Kasernenhof und Gefechtsfeld. Du schaltest die Eigenverantwortung aus und den Gehorsamst-Modus ein. Und vor Gericht kommst du für das, was du tun sollst, vielleicht mit einem Hinweis auf den Befehls-Notstand davon. Oder galt das nur vor mehr als 75 Jahren?

Heute flüstert die Zahl dir eine Mahnung zu “Achtsamkeit” zu. Auch jetzt stoppst du den die eigenwilligen Wünsche, denen du gerade nachhängst, aber du betr-acht-est sie aufmerksam, selbstkritisch und durchaus geistesgegenwärtig: War das wirklich dein Wunsch? Oder hat er – oder deine Umgebung – dich nur in Acht und Bann gezogen und verführt? Eine Übung, auf das eigene Denken selbstkritisch acht zu geben.

Wenig nachgedacht hat wahrscheinlich, wer sich so achtlos im Straßenverkehr benimmt, dass ihm die Ordnungshüter acht Punkte in der Flensburger Verkehrssünderkartei eintragen, was dann zum Führerscheinentzug führt. Man kann dann in Dortmund auf dem Kanal noch Weltmeister werden: Bei den Ruderern im “Achter mit Steuermann”.

Mit dem achten Hochzeitstag, auch dies noch ein Lichtblick, ist das sprichwörtlich verflixte 7. Jahr überstanden und die “Blecherne Hochzeit” stellt den Fortbestand der weiter halt- und formbare Verbindung in Aussicht.  

Fällt die aufrechte Zahl 8 um, benutzen Mathematiker für sie den Ausdruck “Unendlich” und zucken hilflos mit den Schultern. Das hat mit einer anständigen Zahl nichts mehr zu tun. Aber auch normale Menschen kennen die Ewigkeit nur aus der Zeit vor ihrer Geburt und nach ihrem Tode.

Lukas Andel

Was sonst zur Zahl des Monats noch eingefallen ist:

• Die Acht kam mir immer vor wie meine dicke enggeschnürte Dame (Eichendorff: „Aus dem Leben eines Taugenichts“.)

• 8 % Zustimmung bei den Kommunalwahlen im am 13.9. mag für die einen erstrebenswert sein, für andere aber eher ernüchternd.

• Das Okton (griechisch für Achteck) ist eine wichtige Bauform der christlichen sakralen Architektur. Es folgt der christlichen Bedeutung der Acht als heiliger Zahl. Nach dem Vorbild  des (islamischen) Felsendoms wurden viele wichtige Kirchen um ein zentrales Oktogon entworfen, wie die Pfalzkapelle des Aachener Doms.

*Klaus Commer hat kath. Theologie studiert, danach aber lange Zeit als Pressesprecher der damaligen Pädagogischen Hochschule Ruhr gearbeitet, später nach der Fusion der PH Ruhr mit der Uni Dortmund in gleicher Funktion an der Universität Dortmund. Er hat sich damals als Sprachrohr aller Gruppen der Hochschule verstanden, sehr zum Ärger einiger konservativer Hochschullehrer. Denn er war politisch links orientiert und wäre gerne praktizierender Kommunist gewesen – nicht einer Marke Stalin oder Ulbricht, sondern eher der Marke Fidel Castro.
Trotz seiner 77 Jahre trägt er immer einen Sack voller Ideen mit sich herum und kann sie, wenn es gut läuft, in exzellente Texte und Taten umsetzen.
Den LeserInnen von MENGEDE:InTakt! ist der durch einen Beitrag vom 26.9.2017 bekannt. veröffentlicht unter dem Titel:  „Freude schöne Mehrheit funkelt!“ (K.N.)