Vorbemerkungen:
Ein verwandtes Wortpaar, das zum Nachdenken auffordert. Verstehen ist eine kognitive Leistung unseres Gehirns, die erforderlich ist, um zum Beispiel die Sachlichkeit, Notwendigkeit und Logik einer Argumentation, eines Plans oder einer Entscheidung nachvollziehen zu können, Verständnis hingegen hat mehr mit dem jedem Menschen innewohnenden Empfinden für Richtigkeit, Moralität oder Gerechtigkeit zu tun.
Wir werden in nächster Zeit an dieser Stelle Beispiele aufgreifen, bei denen die Spannweite dieser beiden doch so verwandten Begriffe verdeutlicht werden soll. Vielleicht ist es sogar eine Anregung für unsere Leser/innen, mit eigenen Wahrnehmungen diese Sparte zu bereichern.(C.S.)
Heute:
Wahlwerbung
Es ist leicht zu verstehen, dass die Strategen der politischen Parteien vor den anstehenden Kommunalwahlen alle ihnen gebotenen Werbemöglichkeiten wahrnehmen, um das Stimmverhalten der Wahlberechtigten zu beeinflussen. Dazu gehören auch die vielen Wahlwerbeplakate, die sicherlich nicht zur Verschönerung des Ortsbildes beitragen. Man nimmt sie hin, da sie ja ohnehin nur wenige Wochen sichtbar sind.
Kein Verständnis wird aber derjenige erwarten dürfen, der diese zumeist trivialen Plakat-Botschaften mit Schmierereien unleserlich macht. Ob eine Sachbeschädigungsanzeige gegen die Verursacher zum Ziel führt, sei dahingestellt. Sind es die üblichen Chaoten oder gar Vertreter der politischen Konkurrenz?
Der engagierte Ortspolitiker Detlef Adam, der als SPD-Kandidat für ein Mandat im Rat der Stadt Dortmund antritt und sich persönlich um die Auffrischung seiner Plakate kümmert, nimmt die Störaktionen gelassen. Mit seinen Kleisterutensilien bewaffnet macht er wöchentlich seine Runde und sorgt für frisches Couleur. Wir trafen ihn an der Ecke Donarstraße/Joachim-Neanderstraße, wo er bereits zum dritten Mal den Kleisterpinsel in die Hand nehmen musste.
Aber Hand aufs Herz: Wer könnte schon eine Partei wählen, der im politischen Diskurs nichts anderes einfällt, als mit einem Farbeimer bewaffnet die Konterfeis seiner Kontrahenten zu beschmutzen oder gar zerstören?
Das Zerstören/Beschmieren von Wahlplakaten ist Sachbeschädigung und somit eine Straftat. Daraus folgt, dass die möglichen Verursacher, “ die üblichen Chaoten oder gar Vertreter der politischen Konkurrenz,“ nicht pauschal, kollektiv als Tatverdächtige genannt werden sollten. Ich finde, das ist leicht zu verstehen.
Ich habe Verständnis dafür, dass Menschen sich mit den Inhalten und Darstellungen der Wahlplakate nicht einverstanden erklären; auch, dass sie sich davon gestört fühlen.
Mir geht es so mit den Slogans der Parteien deutlich rechts von der Mitte. Ich finde manche Aussagen in ihrem Kontext fremdenfeindlich und gegen die Reloigionsfreiheit verstoßend. Ich verstehe nicht, dass seitens des Gesetzgebers nicht strenger auf die Neutralität der Gesamtaussagen geachtet wird. Oft können eigentlich harmlose Sätze in einem unzulässigen Zusammenhang eine andere, in diesen Fällen fremdenfeindliche Bedeutung bekommen.
Grundsätzlich habe ich wenig Verständnis für das Anbringen von Wahlplakaten. Die beste Wahlwerbung ist gute, wahrnehmbare Arbeit in den Jahren zwischen den Wahlplakaten.
Außerdem: Wieviel CO2 emittieren die Wahlkampagnen? Für 6 Wochen Dorfverschönerung wird eine Menge Papier bunt bedruckt.
Das verstehe, wer will.