Kurzweiliger Vortrag von Franz-Heinrich Veuhoff bei der Zeitreise durch das alte Mengede
Zu einem Rundgang durch das heutige Mengede auf historischen Spuren hatte in der vergangenen Woche der Ortsverein der SPD auf Anregung von Ratsmitglied Torsten Heymann interessierte Bürgerinnen und Bürger eingeladen. Das Echo überraschte selbst die Veranstalter. Mehr als dreißig Teilnehmer hatten sich am Mengeder Bahnhof eingefunden, um unter Leitung des profunden Kenners der Ortsgeschichte Franz-Heinrich Veuhoff viel Neues aus alter Zeit zu erfahren.
Gleich am Startpunkt kam Veuhoffs Foto-Mappe zum Einsatz. Auf alten Fotos zeigte er das einst prächtige Bahnhofsgebäude, (das nach gründlicher Renovierung abgerissen wurde), die berüchtigte „Glück-Auf-Schranke“ am Bahnübergang Castroper Straße und den Kiosk der 60er Jahre am Eingang der Unterführung. Danach lenkte er den Blick auf das Gebäude am Anfang der Molkereistraße, wo sich tatsächlich in früheren Zeiten eine Molkerei befunden, die einen für die damalige Zeit beachtlichen Ausstoß hatte. Die Geschichte der heutigen „Alten Apotheke“ begann im Jahre 1893, als Eugen Eick aus Waltrop eine Konzession für eine Apotheke in Mengede beantragte, die er dann auch bekam, nachdem er bestimmte Auflagen erfüllt hatte. Damit hatte er sich gegen die Bedenken der Bodelschwingher durchgesetzt, die eine Apotheke gern in ihrem Ortsbereich als zentralen Punkt des Bezirks angesiedelt hätten.
7 Kinos mit täglichen Vorstellungen
Dort wo die Heimbrügge in die Straße am Amtshaus mündet, begann die glorreiche Mengeder Kinogeschichte. Im Saal des früheren „Central-Hofs“ fand im Jahre 1911 die erste Kinovorführung statt. An dieser Stelle stand bis in die achtziger Jahre die „Lichtburg“, deren „Filmvorführungen regelmäßig durch das Rattern der vorbeifahrenden Züge akustisch gestört wurden“, wie sich eine Teilnehmerin erinnerte.
Wenige Meter weiter befand sich das Rex-Kino, neben der „Regina“ auf der Hugostraße das seinerzeit modernste Kino Mengedes. Doch die Zeit, als der Bezirk Mengede 7 Lichtspielhäuser mit täglichen Vorstellungen hatte und auch die Schauburg (Kaffsack) an der Mengeder Straße mit 700 Plätzen des Öfteren ausverkauft war, gehört lange zur Stadtgeschichte.
Nach der ehemaligen „Baumeister Villa“ an der heutigen Straße „Am Amtshaus“ Nr. 24 war die nächste Station das Kriegerdenkmal von 1873, das früher seinen Platz an der Jonathan Straße Ecke Mengeder Straße (damals Bahnhofstraße) hatte und ihm Jahre 1928 vor die neu errichtete Post umgesetzt wurde. Im Laufe der Jahre hat es Stürme und Kriege überlebt, zum Ende des 2. Weltkrieges nahmen amerikanische den linken Flügel des Adlers aufs Korn und dann als Souvenir mit. Besonders zu setzte dem Denkmal der Pfingststurm Sturm Ela im Jahre 2014. Ein umstürzender Baum riss den Adler herunter. Nach dessen unsachgemäßer Lagerung musste ein neuer Adler gegossen werden, der seit November 2019 die restaurierte Säule schmückt. Veuhoff verwies auf die Gebäude der Bürenstraße als sogenannte „Stehkragenkolonie“, weil Beamte und höhere Angestellte vornehmlich des Bergbaus sich hier mit gebührendem Abstand zur Arbeiterkolonie angesiedelt hatten.
„Bösewichte“ kamen in die Arrestzelle
Bei einem einsetzenden starken Regenschauer konnte die Gruppe ins Amtshaus flüchten und bei dieser Gelegenheit die ehemaligen Arrestzellen und den Befehlsraum der Polizei mit Original Wandbeschriftungen besichtigen. Torsten Heymann ließ sich hier für Fotozwecke kurz einkerkern. Nächste Station des Rundganges war der Saalbau am Markt mit seinem Feuerwehrturm, dessen Campanile-Charakter demnächst durch das Anbringen eines Glockenspiels noch verstärkt wird. Die Besucher erfuhren, das Mengede früher auch einen „Leuchtturm“ besaß, der auf dem Dach des Eckhauses Strünkede/Mengeder Straße stand.
Weitere Stationen waren u.a. das Kriegerdenkmal an der Adalmundstraße, die katholische Remigiuskirche, die ehemalige Schieferecke, der Burghof, der Westfalenhof und der alte Markt im alten Ortskern an der Williburgstraße. Kaum vorstellbar, dass hier in jedem der Häuser früher Ladengeschäfte und Handwerksbetriebe waren. Auch die „braunen Flecken“ der Stadtgeschichte blieben nicht unerwähnt. Veuhoff zeigte ein Bild der Williburgstraße, auf dem eine Vielzahl von Hakenkreuzfahren die Häuser „schmückte“. Gegenüber des Beerdigungsunternehmens Quellenberg stand das „Braune Haus“, die Mengeder Parteizentrale der NSDAP und die Residenz des berühmt berüchtigten Ortsgruppenleiters Franz Land, der eigentlich Krajewski hieß.
Dem engagierten Vortrag von Franz-Heinrich Veuhoff war es zu verdanken, dass es den Zuhörern bei dem dreistündigen Rundgang an keiner Stelle langweilig wurde. Was er vortrug, war nicht angelerntes Wissen, sondern verinnerlichte Stadtteilgeschichte, angereichert mit persönlichen Erlebnissen und einer Prise Humor. Nach dem Zuspruch denken die Veranstalter über weitere themenbezogene Rundgänge im Stadtbezirk nach.