Ein etwas anderes Fußballbuch von Ex-Bundesligaprofi Andreas Buck und dem Journalisten Johannes Ehrmann
Gemeinsam mit dem Journalisten Johannes Ehrmann hat Ex-Bundesligaprofi Andreas Buck ein Buch geschrieben, das einen Blick hinter die Kulissen des Fußballgeschäftes wirft. Und hier ist ganz bewusst von „Fußballgeschäft“ die Rede, obwohl in diesem Buch selbstverständlich auch der sportliche Aspekt des Fußballs nicht zu kurz kommt.
Andreas Buck – Bundesligaprofi von 1988 – 2003
Andreas Buck war nie einer der großen „Lautsprecher“ unter den Bundesligaspielern. Er war kein Effenberg, Matthäus oder Basler, die auch heute noch regelmäßig in Talkshows oder als Spielkommentatoren ihre medienwirksamen Auftritte haben. Er war – obwohl er nah dran war – auch nie Nationalspieler. Aber er war 1992 mit dem VFB Stuttgart und 1998 mit dem damaligen Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern, Deutscher Meister. Dazu kommen der Pokalsieg mit dem VFB Stuttgart in 1997 sowie mehrere Spiele in der Champions League. Andreas Bucks Trainer in der Bundesliga waren alles andere als Unbekannte. U.a. waren es Jörg Berger, Christoph Daum, Jogi Löw, Otto Rehagel und zum Abschluss seiner Bundesligazeit bei Mainz 05, Jürgen Klopp. Als Spieler hatte der gebürtige Geislinger den Spitznamen „Turbo“, weil er die 100 Meter zu besten Zeiten in sagenhaften 10,8 Sekunden schaffte.
Andreas Buck war Fußballprofi von 1988 – 2003, einem Zeitraum, in dem sich im Fußball sehr viel verändert hat, in dem der Fußball zum Big Business wurde. Zunehmende Kommerzialisierung und in die Höhe schnellende TV-Gelder bestimmten mehr und mehr die Entscheidungen in den Vorstandsetagen der Vereine. In Bucks Jahren als Profifußballer, wurden Bundesligaclubs zu weltweiten Marken, haben Funktionäre und Berater, aber auch einzelne Spieler mehr und mehr an Macht gewonnen. Von dieser Zeit, in der er als aktiver Spieler auf dem Rasen stand und auch den Jahren vor und nach seiner Profizeit handelt das Buch. Andreas Bucks Profikarriere als „Turbo der Liga“ verlief parallel zur „Turbo-Kommerzialisierung“ des Fußballs.
Vor allem Geld bestimmt den Fußball der heutigen Zeit
Buck verschweigt in seinem Buch nicht, dass sich viele Veränderungen im Fußball positiv auf die Karrieren etlicher Bundesligaprofis einschließlich seiner eigenen ausgewirkt haben. Und da steht natürlich der Faktor „Spielergehälter“ eine ganz beträchtliche Rolle. Der Autor, der erst mit 22 Jahren relativ spät Fußballprofi wurde, beschreibt sich selbst als den typischen, von Haus aus sparsamen Schwaben. In 11 abgeschlossenen Kapiteln behandelt der Vater von vier Kindern wichtige und entscheidende Momente seiner Fußballerlaufbahn. Diese Momente waren allerdings nicht immer angenehm. Was mit einem Hobby, nämlich Fußball spielen, begann, führte zu schnell steigendem Spielergehalt und wachsendem Wohlstand. Aber es führte auch zu einer gescheiterten Ehe und zu drohender Insolvenz. Letzteres bedingt durch Ratschläge vermeintlich guter Freunde und das Vertrauen in angebliche Steuersparmodelle und versprochene Renditen. Andreas Buck berichtet über seine gesammelten Erfahrungen mit Beratern, Vereinspräsidenten, Managern, Vereinskollegen und Gegenspielern. Darüber hinaus nimmt er kritisch Stellung zu Themen wie Vertragsverhandlungen, Talentförderung im deutschen Fußball oder die Bedeutung des oft beschworenen Teamgeistes. Auch die aktuellen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Fußball werden in seinem Buch nicht ausgelassen. Und bei all diesen Themen wird eine Entwicklung deutlich: vor allem das Geld bestimmt den Fußball der heutigen Zeit. Und wer im Fußballgeschäft einmal sportlich aber insbesondere auch finanziell abrutscht, hat es sehr schwer wieder nach oben zu kommen. Andreas Buck ist einer der wenigen, die das erfolgreich geschafft haben.
Die Zeit nach der Profikarriere
Heute arbeitet Andreas Buck als Versicherungs- und Vermögensberater und unterstützt aktive und ehemalige Fußballer. Also nimmt er eigentlich die Position von Leuten ein, denen er während seiner Profizeit etliche schmerzhafte Schrammen in seiner eigenen Biografie zu „verdanken“ hat. Paradox? Nein! Denn Andreas Buck kennt die Methoden und Machenschaften im Fußballgeschäft genau, musste viele, in der Branche gebräuchliche Tricks und Kniffe am eigenen Leib spüren und ausbaden. Und aufgrund seiner Erfahrungen kann er andere Fußballprofis davor bewahren, möglicherweise ähnliches zu erleben.
„Turbo – Mein Wettlauf mit dem Fußballgeschäft“ ist ein ehrliches und vor allem lesenswertes Buch. Denn hier wird nicht eine Fußballerkarriere mit Hochglanzbildern untermalt, sondern es gibt vor allem einen Einblick in das Geschehen außerhalb des Rasens. Oft hört man beispielsweise diese eine Frage: „Jahrelang hat Spieler X in seiner aktiven Zeit sehr viel Geld verdient. Wie kann es denn da überhaupt sein, dass er in Schwierigkeiten geraten ist?“ Das Buch von Andreas Buck gibt die Antwort auf diese Frage und noch auf viele andere mehr.
Andreas Buck / Johannes Ehrmann:
„Turbo – Mein Wettlauf mit dem Fußballgeschäft“
Klett-Cotta Verlag
Gebundene Ausgabe : 224 Seiten
20,00 €