Streik im Öffentlichen Dienst. Was viele ärgert aber die wenigsten wissen.

In der Krise gut genug – beim Lohn hinten anstellen. Arbeitnehmerforderungen stoßen oft auf Unverständnis.

Mit Maske und Abstand – Streikende im Öffentlichen Dienst

Stell dir vor es wird gestreikt und keiner merkt etwas. Wenn Arbeitskampfmaßnahmen ohne empfindliche Einschränkungen bleiben, sind sie wirkungslos. Jeder, der sich mangels Bus oder U-Bahn einen alternativen Weg zum Arbeitsplatz oder zur Kita organisieren muss, leidet verständlichermaßen unter dem Streik.

Die Leidensfähigkeit der Menschen ist oftmals sehr begrenzt und ihre Unzufriedenheit wird in den sozialen Medien kundgetan. Doch Gewerkschaften stehen für ihre Mitglieder ein – dafür wurden sie gegründet. Das kommt in den medienwirksamen Berichterstattungen zu kurz. Da wird gerne das im Artikel 9 des Grundgesetz verankerte Recht auf Koalitionsfreiheit, das auch das Streikrecht umfasst, ignoriert.

Streik während der Pandemie

Der Aufschrei war unüberhörbar: Kann man angesichts der Corona-Pandemie mit einem Streik weite Teile des öffentlichen Lebens lahmlegen? Genau das hat ver.di umgehen wollen mit einer Verlegung der Tarifverhandlungen auf das nächste Jahr. Die Ausgleichszahlung dafür in Höhe von 1500 € stand als Verhandlungsangebot im Raum. Als wenn jemals eine Tarifforderung zu 100% umgesetzt wurde (ebenso die Gehaltsforderung nach 4,8 %), rechneten Arbeitgeber die Summe gleich in Milliardengröße zu Lasten des Staatshalthauses um.

Tarifverhandlungen gehören zur gelebten Demokratie. Aus der Sicht von ver.di waren sie aber „sinnlos verplemperte Zeit“. Die Arbeitgeber von Bund und Kommunen haben kein Angebot gemacht. „Von Respekt und Anerkennung gegenüber den Beschäftigten war nichts zu spüren“, kritisierte ver.di-Vorsitzender Frank Werneke nach dem Ende der Verhandlungen. Er warf insbesondere den kommunalen Arbeitgebern eine „Verzögerungstaktik“ vor. Deshalb sind Warnstreiks alternativlos.

Vom Beifall für die Leistungen in der Krise kann sich niemand was kaufen

Unternehmensberater und Personalentwickler etc. braucht in der Krise niemand. Unter anderen halten Busfahrer, Ärzte, Krankenschwestern und Altenpfleger sowie Verkäuferinnen im Supermarkt das öffentliche Leben aufrecht. Viele von ihnen arbeiten oft am Ende der Lohnskala. Überstunden, Nachtarbeit inklusive. Dafür erhielten sie zurecht viel Beifall. Doch davon können sie sich nichts kaufen. Leistung fordern – gerechte Löhne vorenthalten – das scheint das Rezept der öffentlichen Arbeitgeber zu sein. Sie schwingen die Keule des sicheren Arbeitsplatzes. Damit werden Arbeitnehmer aus den verschiedenen Branchen nach dem Motto „Teile und Herrsche“ auseinander dividiert.

Menschen, die sich im Moment benachteiligt fühlen, sollten über ihren Schatten springen und solidarisch sein. Die nächste Tarifrunde in der eigenen Branche steht bald bevor. Auch dann wünschen sie sich die Solidarität der übrigen Beschäftigten. Die des Öffentlichen Dienstes zahlen es dann „in barer Münze“ zurück. .