Frauenpower im Stadtbezirk ( 15 )

Heute:  

„Herzblut Handarbeiten“

In der MIT – Serie „Frauenpower im Stadtbezirk“ haben wir in der letzten Folge erstmals zwei Frauen vorgestellt. Das war in den sechs Jahren unseres Bestehens eine Premiere. Auch in dieser aktuellen Folge sind es wieder zwei Frauen, allerdings nicht nur Freundinnen, sondern Mutter und Tochter.

Die Tochter – Renja Dropalla – ist die neue Inhaberin des Handarbeitsgeschäfts in der Mengeder Straße mit dem spannenden Namen „Herzblut Handarbeiten“. Sie führt das Geschäft erst seit dem 2.5. diesen Jahres und wird dabei von ihrer Mutter Regine Birkelbach unterstützt. Unterstützt hört sich zunächst nach Harz IV an. Doch nichts davon trifft zu. Renja Dropalla ist die Inhaberin des Geschäftes, aber sie macht keinen Hehl aus der Bedeutung dieser Zusammenarbeit mit ihrer Mutter für das Unternehmen. Originalton der Tochter: Ohne die Zusage meiner Mutter mich zu unterstützen, hätte ich mich nicht auf diese Herausforderung eingelassen.

Renja Dropalla ist in Unna geboren und dort im Elternhaus aufgewachsen. Nach ihrem Abitur studierte sie erfolgreich an der Universität in Bochum Germanistik und Philosophie. Den AbsolventInnen dieser Fächerkombination wird nachgesagt, dass sie sich im späteren Berufsleben für eine Vielzahl von Beschäftigungen interessieren und auch eignen. So war es auch bei Renja Dropalla. Nach dem Studium arbeitete sie an einem freien Theater in Bochum, anschließend in der  gleichen Branche in Köln. Das war eine kreative, aber auch anstrengende Phase, denn für die MitarbeiterInnen eines freien Theaters lautet das (Überlebens-)Motto: „Erst kommt das Theater, dann kommt lange nichts und dann wieder das Theater“.
Angesichts dieser Erfahrung war die anschließende Tätigkeit im Sekretariat einer Anwaltskanzlei eher ruhig, aber natürlich auch weniger inspirierend.

Nachdem ihre beiden Kinder – der Sohn ist inzwischen 5 Jahre alt, die Tochter drei Jahre alt – schon eine gewisse Selbständigkeit erlangt hatten, konnte Renja neue Überlegungen nach einer geeigneten beruflichen Weiterentwicklung anstellen. Mehr zufällig als geplant kam sie im Herbst letzten Jahres mit den Vorbesitzern ihres jetzigen Geschäfts ins Gespräch und erfuhr dabei, dass diese planten, das Geschäft aus gesundheitlichen Gründen aufzugeben. Irgendwann im letzten Winter begann sie Gefallen an dem Gedanken zu finden, das Geschäft zu übernehmen. Allerdings war ihr Wissen über Wolle eher oberflächlich. Als 15jährige hatte sie angefangen zu stricken, das entwickelte sich zum großen Hobby, das sie während des Studiums und auch beim Theater beibehielt. Deswegen kam sie in den letzten  Jahren – als sie mit der Familie nach Bodelschwingh umgezogen war – häufiger mal als Kundin in das Geschäft in der Mengeder Straße. Der Gedanke, selbst mal den Betrieb zu übernehmen, war ihr damals noch nicht gekommen.

Als klar war, dass Mutter und Tochter zusammen das Wagnis eingehen wollten, dauerte  es dann auch nicht mehr allzu lange bis zur endgültigen Entscheidung. Ausschlag gab, wie bereits erwähnt, dass beide Frauen gewillt waren, im Team zusammenzuarbeiten. Konkret bezieht sich das z.B. auf die „Ladenzeiten“. Die Tochter ist meist vormittags im Geschäft anzutreffen, die Mutter meist nachmittags. Zudem kann Regine Birkelbach bei Bedarf mit fachkundigem Rat zur Seite stehen, denn ihr kommen längere Erfahrungen  im  Geschäftsleben zugute: Sie hat bereits einen Bioladen, einen Spielzeugladen und ein kleines Café geführt.

So hat sich mit beiden ein Team gefunden, dass zu allererst mal durch das offene Auftreten der beiden Frauen überzeugt. Zusätzlich ist eine erhebliche Portion Kreativität spürbar, aber davon sollten sich interessierte KundInnen selbst und an Ort und Stelle überzeugen.

„Herzblut Handarbeiten“ verkündet das Logo des Unternehmens. Die grafische Gestaltung lässt es einen großen Interpretationsspielraum zu. Vermutlich soll es einfach signalisieren: Hier sind Menschen am Werk, die ihren Beruf mit viel Leidenschaft und Hingabe ausüben, denn „Herz“ und „Blut“ gemeinsam signalisieren ja ein besonders passioniertes Engagement für eine Idee.

Es ist in Coronazeiten naheliegend, auch über die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu sprechen. Natürlich könnten die für die Neugründung eines Geschäftes besser sein als derzeit, aber das „Herzblut- Team“ ist grundsätzlich erst einmal froh, dass ein Geschäftsbetrieb derzeit weiterhin möglich ist. Erstaunt ist Renja Dropalla über den harten Wettbewerb auf dem Garnmarkt. Zum Thema „Mulesing“ (Näheres hierzu am Schluss des Beitrags) hat sie sich eindeutig positioniert: „, Alle Garne, die im Handarbeitsgeschäft verkauft bzw. verarbeitet werden, sind mulesingfrei.

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MENGEDE:InTakt! hat Renja Dropalla und Regine Birkelbach gebeten, den (aktualisierten) Fragebogen von Marcel Proust* auszufüllen.
Hier ist das Ergebnis von Renja Dropalla :

Ihr Motto/Leitspruch?
___
Ihr Hauptcharakterzug?
Nachdenklich
Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?
Ich wäre gerne schlagfertig.
Was verabscheuen Sie am meisten?
Gewalt gegen Schwächere, insbesondere Kinder und Frauen.
Ihr Interesse an Politik?
Mäßig.
Glauben Sie Gott sei eine Erfindung des Menschen?
Ja.
Welche Reform/Erfindung bewundern Sie am meisten?
Die Erfindung des www.
Mit wem möchten Sie an einer Hotelbar ein Glas Wein trinken und dabei worüber reden?
Mit meinem Mann und über dies und das.
3 Dinge, die Sie mit auf eine einsame Insel nehmen würden?
Mein Strickzeug, ein gutes Buch, Sonnenbrille.
Sommer oder Winter?
Frühling.
Ihre Hobbies?
Stricken, häkeln, spinnen.
Film oder Buch?
Buch
Welchen Film haben Sie zuletzt gesehen?
Star Wars „Die letzten Jedi“.
Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
Ulla Hahn „Das verborgene Wort“.
Ihre Lieblingsmusik?
Je nach Laune variiert das. Ich mag gerne Musik der 60er Jahre.
Ihre Lieblingsblume?
Ich mag alle.
Ihr Lieblingstier?
Menschenaffen.
Essen & Trinken hält Leib und Seele zusammen – auch bei Ihnen? Wenn ja, was ist es?
Indisch ist mein Sadfood.

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Hier sind die Antworten von Regine Birkelbach

Ihr Motto/Leitspruch?
Kopf hoch, wenn der Hals auch dreckig ist!
Ihr Hauptcharakterzug?
Ich bin sehr kommunikativ un den Menschen zugewandt.
Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?
Geduld.
Was verabscheuen Sie am meisten?
Sich selbst zu wichtig zu nehmen.
Ihr Interesse an Politik?
Ich stehe auf Politik. Und ich wünsche mir mehr Politik für die Menschen, statt für den eigenen Vorteil.
Glauben Sie Gott sei eine Erfindung des Menschen?
Das „Phänomen“ Gott ist es wohlmöglich. Aber ich glaube an eine universell Kraft.
Welche Reform/Erfindung bewundern Sie am meisten?
Das Rad. Damit hat der Fortschritt begonnen.
Mit wem möchten Sie an einer Hotelbar ein Glas Wein trinken und dabei worüber reden?
Mit Udo Lindenberg,  über Authentizität.
3 Dinge, die Sie mit auf eine einsame Insel nehmen würden?
Strickzeug, Buch,  ein Messer.
Sommer oder Winter?
Beides.
Ihre Hobbies?
Stricken, kochen, lesen.
Film oder Buch?
Erst Buch, dann Film.
Welchen Film haben Sie zuletzt gesehen?
„Systemsprenger“. Ein Film über ein traumatisiertes Mädchen, das sich nach Liebe sehnt. 
Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
Das Känguru-Manifest.
Ihre Lieblingsmusik?
Keine besondere Richtung.
Ihre Lieblingsblume?
Freesien.
Ihr Lieblingstier?
Tiger.
Essen & Trinken hält Leib und Seele zusammen – auch bei Ihnen? Wenn ja, was ist es?
Gutes Essen vermittelt Sicherheit und Geborgenheit. Und die entsprechende Wertschätzung für die Natur sowie für die zu verpflegenden Mitmenschen.
* Der Fragebogen von Marcel Proust
Was denken und fühlen bekannte Zeitgenossen? Diese Fragen faszinierten die Menschen schon immer. Vorbild für diese Fragen ist der wohl bekannteste Fragebogen, der den Namen des französischen Schriftstellers Marcel Proust (1871-1922) trägt. Dieser hat ihn aber nicht entworfen, sondern nur ausgefüllt, das heisst, genau genommen sogar zweimal: Einmal als 13-jähriger auf einer Geburtstagsparty. Dann im Alter von etwa 20 Jahren einen ähnlichen Fragebogen, dem er selber den Titel «Marcel Proust par lui-même» («Marcel Proust über sich selbst») gab. Berühmt wurden die Fragen durch Publikationen z. B. in der FAZ.
MENGEDE:InTakt! hat den Fragebogen etwas aktualisiert.  

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Zusätzliche Infos unter
https://www.herzblut-handarbeiten.de

Veranstaltungen
Aufgrund der momentanen Corona-Situation und der neuen Hygienebestimmungen können vorerst keine Stricktreffs oder Strickkurse angeboten werden.

Mulesing 
Mulesing – auch Mulesierung – bezeichnet ein chirurgisches Verfahren in der Zucht von Merinoschafen, bei dem den Schafen rund um den Schwanz überschüssige Haut entfernt wird um den Befall von Fliegenmaden zu verhindern. Sollten Schafe von Fliegenmaden befallen sein, drohen ihnen schwerwiegende Infektionen die zum Tode führen können. Soweit klingt das alles nach einer guten Methode, allerdings gibt es ein Problem: Mulesing wird bei den Tieren ohne Betäubung oder Schmerzmittel angewendet meist bei Lämmern bis zum Alter von einem Jahr,  da diese den Eingriff besser verkraften sollen als ältere Schafe, vermutlich weil wegen ihres kleineren Körpers weniger Haut entfernt wird.
Mulesing kommt vorwiegend bei der Zucht von Merinoschafen zum Einsatz. Diese wurden im Laufe der Zeit so weitergezüchtet, dass ihr kompletter Körper von Falten bedeckt ist. Ein Merinoschaf mit mehr Hautfalten, kann pro Tier mehr Wolle produzieren.  Bei heißem Wetter werden diese Falten besonders um die Schwanzgegend ein Problem. Rund um den After des Tieres sammelt sich Urin und Kot in diesen Hautfalten. Der Geruch der Ausscheidungen lockt eine bestimmte Fliegensorte an, die sich unter diesen Falten einnistet und sich im feucht-warmen Klima der Haut vermehrt. Das verursacht schlimme Entzündungen bei den Tieren. Diese Schädlingsfliege ist ausschließlich in Australien/Neuseeland anzutreffen.
(Der Text über Mulesing wurde zusammengestellt von Silvia Rzadkowski. Sie ist Expertin, denn als weiteres Hobby neben der Fotografie strickt sie leidenschaftlich gern). 

Fotos: Silvia Rzadkowski; zur Vergrößerung der Fotos diese bitte anklicken!