Buchempfehlung des Monats

Ursula März:    Tante Martl

Mario Lars: Bücher

Der autobiographische Roman von Ursula März beschreibt ein Frauenleben in der Provinz. Die Geschichte ihrer Patentante Martina, genannt Tante Martl, schildert ein absolut unauffälliges Leben der Kriegs-, bzw. Nachkriegsgeneration. Selbstlos, aber auch eigenwillig bleibt Tante Martl unverheiratet und kinderlos.

Sie verbringt nahezu ihr ganzes Leben in ihrem Elternhaus. Dieses scheinbar so kleine Leben wird in diesem starken Buch ganz groß. Die Tragik von Geburt an unerwünscht, als dritte Tochter wieder nur ein Mädchen zu sein, spiegelt sich in ihrer Heftigkeit in einer Kernszene: Der Vater, der sich um den ersehnten Stammhalter betrogen sieht, meldet das Kind auf dem Standesamt als Martin an. Ihre erste Lebenswoche ist Tante Martl also das, was ihre Umwelt verlangt: ein Junge. Dieser bald zur Familienanekdote geronnene Lebensstart lässt keinen Raum für ein eigenes Leben erwachsen. Sie bleibt die Frau im Hintergrund, die helfende Hand, wenn die anderen stolpern.

Hella Koch – Buchhandlung am Amtshaus