Studie der Bertelsmann Stiftung: Viele Nazis in der AfD – Wählerschaft ( 2 )

Aber auch: Rechte Ideen sind insgesamt  weit verbreitet

„Knapp acht Prozent aller Wahlberechtigten in Deutschland vertreten ein geschlossen rechtsextremes Weltbild. Der Anteil manifest rechtsextremer Einstellungen bleibt damit auch im langfristigen Vergleich eher gering. Neu ist aber seine starke parteipolitische Konzentration in der AfD. Der Anteil der Wähler:innen mit einem geschlossen rechtsextremen Weltbild ist in der AfD fast viermal so hoch wie im Durchschnitt aller Wahlberechtigten.“ So heißt es auf S.1 in einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung, die kürzlich veröffentlicht wurde. Für diese Untersuchung hatte die Stiftung im Juni 2020 rund 10.000 Menschen online befragen lassen.( MIT hat bereits am 3.2.21 über die Studie berichtet.)

Und an anderer Stelle (S. 4 der Studie) heißt es:
Für die AfD-Wählerschaft lassen sich daraus die folgenden Überlegungen ableiten: Mag sie ihren Wahlerfolg bei der Bundestagswahl 2017 noch als eine vor allem rechtspopulistische Mobilisierungsbewegung im Schatten der Flüchtlingskrise erreicht haben. Vor der Bundestagswahl 2021 erscheint sie als eine mehrheitlich von rechtsextremen Einstellungen dominierte Wählerpartei. Nicht nur auf der Angebotsseite, sondern auch auf der Nachfrageseite der Wählerschaft ist die AfD zunehmend rechtsorientiert. Das zeigt sich in den aggregierten Werten rechtsextremer Weltbilder ebenso wie in den sechs Einzeldimensionen rechtsextremer Einstellungen.“ 
Von den sechs untersuchten Einzeldimensionen geben wir im folgenden die Ergebnisse der zwei Dimensionen  „Befürwortung einer rechtsgerichteten Diktatur“ und „Verharmlosung des Nationalsozialismus“ wieder ( vgl. S. 5, Abb. 4 und Abb. 5).

Diktaturbefürwortung
„Jede:r zweite AfD-Wähler:in (50 Prozent) befürwortet „unter bestimmten Umständen“ latent (d. h. zumindest „teils/teils“) oder manifest eine rechtsgerichtete Diktatur als die „bessere Staatsform“, „eine einzige Partei, die die Volksgemeinschaft verkörpert“ und „einen Führer, der Deutschland zum Wohle aller mit starker Hand regiert“. Manifest, also mindestens „überwiegend“ bis „voll und ganz“, stimmt dem fast jede:r siebte Wähler:in der AfD zu (15 Prozent).
Die manifeste Befürwortung einer rechtsgerichteten Diktatur ist damit in der Wählerschaft der AfD etwa dreimal so stark ausgeprägt wie bei allen Wahlberechtigten, und die latente Diktaturbefürwortung immerhin noch fast doppelt so stark.
Die Wähler:innen aller anderen im Bundestag vertretenen Parteien liegen dagegen sowohl bei der manifesten wie der latenten Befürwortung einer solchen Diktatur sogar noch einmal deutlich unterhalb des Durchschnitts aller Wahlberechtigten. Am geringsten fällt der Anteil in der Wählerschaft der Grünen aus, bei der nur zwei von hundert (2 Prozent) eine Diktatur befürworten.“

Verharmlosung des Nationalsozialismus
Bei CDU/CSU, SPD, FDP, Die Linke und Bündnis 90/ Die Grünen liegt der Anteil der Wähler:innen, die den Nationalsozialismus verharmlosen im Bereich statistischer Ungenauigkeiten (1 bis 2 Prozent).
Die Anteile liegen sogar noch einmal unter dem Durchschnittswert aller Wahlberechtigten (3 Prozent). Der überwiegende Teil der Menschen in Deutschland zeigt sich damit nahezu vollkommen resistent gegen eine Verharmlosung des Nationalsozialismus.

Anders die Wähler:innen der AfD:
Hier zeigen sich 13 Prozent als manifeste und weitere 31 Prozent als latente Verharmloser des Nationalsozialismus. Insgesamt neigen also deutlich mehr als vier von zehn aller AfD-Wähler:innen (44 Prozent) manifest oder zumindest latent dazu, die Schrecken des Nationalsozialismus zu verharmlosen. Sie stimmen durchschnittlich zumindest „teils/teils“ den Aussagen zu, dass man „ohne Judenvernichtung Hitler heute als großen Staatsmann ansehen würde“, „die Verbrechen des Nationalsozialismus in der Geschichtsschreibung weit übertrieben werden“, und „der Nationalsozialismus auch seine guten Seiten hatte“.

Quelle:
Bertelsmann Stiftung: Rechtsextreme Einstellungen der Wähler:innen vor der Bundestagswahl 2021
Die Veröffentlichung kann kostenlos bei der Stiftung angefordert werden.
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