Denkmalschutz sieht anders aus
Der gestrige Artikel über die anstehende Sanierung des Saalbaus hat mich veranlasst, einige Gedanken zu der Jugendstilfassade in Oestrich endlich aufzuschreiben. Ältere Menschen können sich noch gut daran erinnern, dass ein Teil dieses Gebäudekomplexes vormals der Mengeder Brotfabrik Lorenz Peine als Firmensitz diente. Später war hier ein Getränkemarkt untergebracht. Nun steht das Gebäude seit Jahren leer. Die Frage, die sich immer wieder stellt, ist die Frage nach der Achtsamkeit und Wertschätzung dessen, was an Bausubstanz in Mengede vorhanden ist. Viel zu oft werden viele Dinge nicht angemessen gepflegt und unterhalten. Beispiele brauche ich an dieser Stelle wohl nicht zu nennen.
Wie schon unzählige Male vorher, fällt mein Blick auf die große Hausfassade an der Kreuzung Königshalt-Hansemannstraße. Unzählige Male sind mir hier, an der Ampel wartend, die auffälligen Verzierungen ins Auge gesprungen. Unzählige Male habe ich nicht weiter darüber nachgedacht, und kaum um die Kurve gefahren, ist das Bild weg.
Seit einiger Zeit weist das Schild eines Abbruchunternehmens darauf hin, dass die Tage dieser Hausfassade gezählt sind. In dem Karree Castroper Straße, Uhustraße, Hansemannstraße soll etwas Neues entstehen. Die alten Gebäude werden abgerissen, nicht nur, weil ein Großbrand im vergangenen Jahr hier gewütet hat. Es wurde Zeit, dass sich in diesem Bereich etwas tut, dass es Entwicklung gibt und bauliche Verbesserungen vorgenommen werden.
Ich ärgere mich ein bisschen über mich selbst, dass mir die Gedanken zu der Hausfassade, die mir seit Jahrzehnten vertraut ist, erst jetzt kommen.
Jürgen Utecht schreibt zum vorstehenden beitrag:
Das Ansinnen, schöne oder besondere Gebäude als Denkmal eintragen zu lassen, ist durchaus nachvollziehbar.
„Schutz“ bedeutet dieses aber nur bedingt. Als Eisenbahnfreund sind mir viele Beispiele bekannt, wo Bahnhöfe, Lokschuppen oder Stellwerke unter
„Denkmalschutz“ gestellt wurden. Für fast alle wurde dann der Abbruch genehmigt, weil der Erhalt „unzumutbar“ war, und/oder der jahrelange Verfall trotz „Denkmalstatus“ diesen unmöglich machte.
Somit bleibt leider das Fazit: Wenn man als Eigentümer nicht am Erhalt eines Gebäudes interessiert ist, kann der Denkmalschutz auch nichts retten.
Wo ist noch gleich das – unter Denkmalschutz stehende – Bahnsteigdach von Mengede?
Diethelm Textoris schreibt zu dem vorstehenden Beitrag:
Guten Morgen, Frau Latterner hat mir mit ihrem Text in Mengede intakt zum eigentlich erhaltenswerten Haus in Oestrich aus der Seele gesprochen. Der Abriss des Gebäudes mit der Jugendstilfassade muss einem einfach weh tun. Jetzt ist der Abriss nicht mehr aufzuhalten, und Mengede bzw Oestrich erhält ein weiteres furchtbar steriles Gebäude als Altenheim. Wir alle einschließlich Bezirksvertretung hätten wachsamer sein sollen und uns schon vor langer Zeit für den Denkmalschutz dieser Gebäude einsetzen sollen. Jetzt ist es leider zu spät. Viele Grüße