Penisneid mit Daimlerstern & Kernschmelze
Von Peter Grohmann
In diesen Tagen, meldete der swr, rostet’s im Atomkraftwerk Neckarwestheim munter vor sich hin. Risse in den Rohren der Dampferzeuger will man festgestellt haben – nur Mut! Denn der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird. Es wird schon heben (schwäbisch: gemeint ist: halten)! Weder den grün dominierten schwarzen Schafen der hiesigen Landesregierung noch ihren Böcken in der Opposition jucken die Horrornachrichten von Korrosion & Kesseldruck.
Es gibt ja Jodtabletten, und selbst meine Omi Glimbzsch im fernen Zittau weiß, dass dieses AKW auch ohne Rost und Erdbeben auf unsicherem Boden steht. Bloß nicht weitersagen!
Und was den Penisneid angeht – keine Angst, Männer! Nix Siegmund Freud, Daimler! Momentan hat das Fernsehen ja Hochkonjunktur, weil auch Außenfußball noch tabu ist. Und da tummeln sich auf den Siegertreppchen von Fußball, Wintersport und Co KG reihenweise die schlecht maskierten Pausenclowns der Werbewirtschaft, zugemüllt von der Blase bis nur Nase mit Werbung. Wo immer zu Siegerehrung, Interview oder Fotoshooting mit SportlerInnen geblasen wird, klappt das nur, wenn im Hintergrund dick und fett die frohen Konsum-Botschaften zu sehen sind. Ohne die stupide Werbung kein Termin, kein Bild, kein Interview.
„Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten“, heißt es in Artikel 5, und dann gibt’s noch eins kostenlos obendrauf: „Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt,“ wird zu guter Letzt behauptet. Das ist fast so schön wie die unantastbare Würde des Menschen.
Mancher ZeitGenosse regt sich gerade mehr über Thierse oder Esken auf als über Assange und Biden oder Putin, über soziale Schweinereien oder die neuen Nazis. Bei denen hülfen eh‘ keine Argumente, sondern „paar auf die Fresse“, was wiederum der AfD zugute kommt. Bei derlei Debatten geraten notgedrungen Leute wie Karl-Theodor zu Guttenberg, Philipp Amtor, Axel E. Fischer und Georg Nüßlein in den Hintergrund – die werden ihre Dienstleistungen dank des Lobbyregisters der GroKo weiter unbemerkt ausüben können, denn eine Pflicht zur Offenlegung von Lobbykontakten haben Union und SPD nicht vorgesehen.
Peter Grohmann * ist Kabarettist und Koordinator der AnStifter. Wir danken ihm für die Zustimmung zum Abdruck dieser Kolumne.
* peter-grohmann@die-anstifter.de