Laschets Söhne
Von Peter Grohmann
„Niemals Not und niemals Leid – niemals mehr Zank und niemals Streit. Und eine Hand für den, der fällt: Wir sind Kinder dieser Welt“, singen die Kinder in Köln und Düsseldorf. Dort fällt mancher früher, mancher später – und mancher stolpert kein bissle. Nehmen Sie Joe, den Sohn von Armin Laschet. Armin kann nix für seinen Sprössling, schließlich gibt’s keine Sippenhaftung mehr, auch wenn die der Volksgesundheit dienende Beschaffungsaktion für Masken ein Geschmäckle haben könnte: 1,25 Millionen der Polizeimasken (mit NRW-Logo) taugen offenbar nicht so viel wie bestellt und gefordert. Joe Laschet kann nix dafür – er hat ja den Auftrag lediglich vermittelt. Es bleibt alles in der Familie. Da haftet niemand.
„Winfried“, hab‘ ich gesagt, „Winfried, das ist jetzt deine Chance für einen Linksruck! Du kannst in einem Aufwasch den christlich-bürgerlichen Mittelstand binden, die FDP auf Bürgerrechte festnageln und die SPD den Schwarzwald retten lassen. Das wär gut fürs Klima“, hab‘ ich ihm gesagt, und die unangenehme Geschichte mit den steigenden Rüstungsexporten (plus 21% seit 2016) ist ja nicht Ländersache. Das können nach den nächsten Wahlen Scholz und Habeck regeln. Oder eben Baerbock und Habeck. Namen sind, das wusste schon meine Omi Glimbzsch in Zittau, letztlich nicht mehr als Schall und Rauch. Kretschmann, Dreyer – klar. Aber da gab’s doch noch welche … Moment, hab‘ ich gleich. Heinemann? Hermann? Grohmann?
Beim Jahrestag der Covid-19-Pandemie hatte man schnell das Gefühl, dass sich alles verändert hat. Hat es aber nicht. Dennoch ist das verhagelte und vergangene Jahr bemerkenswert. Nein, nicht wegen der Lehren, die wir nicht gezogen haben, sondern wegen der Entschlossenheit von Regierungen, Philanthropen und Pharmakonzernen, auf Teufel komm raus einen kaputten Status quo zu erhalten. Dabei ahnen wir doch, dass uns im Prinzip nur zwei Wege bleiben. Der eine Weg führt uns rückwärts – zu einem Planeten der Verwahrlosung, auf dem sich die Reichen mit den Körpern der Armen schützen. Der andere führt zum Leben, zu einem Planeten der Fürsorge, der Gleichheit und der Souveränität der Menschen. Wenn man dran glaubt und was dafür tut. Denn der liebe Gott wird’s nicht richten, hat er gesagt. Das glaub‘ ich auch.
Und was jetzt die anderen Gläubigen angeht: Im Erzbistum Köln treten momentan alle zehn Minuten drei Gläubige aus der Kirche aus. Aber wo treten sie hin?
Peter Grohmann * ist Kabarettist und Koordinator der AnStifter. Wir danken ihm für die Zustimmung zum Abdruck dieser Kolumne.
* peter-grohmann@die-anstifter.de