Es geh‘n ein paar Glocken auf Reisen
Salvatore Adamo schickte einst musikalisch eine Träne auf Reisen. Ohne als Belgier zu wissen, dass eine Träne nicht die deutsche Übersetzung für den französischen Zug, le train, ist. Gleich mehrere Glocken schickt in diesen Tagen Werner Locker im Auftrag des Kulturvereins Saalbau auf die Reise. Im Gegensatz zu Adamo weiß er aber genau, was er auf die Reise schickt und wie gewichtig im doppelten Sinne sein Frachtgut ist. Es sind vier von zwölf Glocken, die am Mengeder Campanile, dem Saalbauturm, installiert werden sollen.
„Nachdem eine Grundfinanzierung durch Bezirksvertretung und Kulturverein gesichert war, sind Privatpersonen und Unternehmen dem Spendenaufruf des Kulturvereins gefolgt und haben ihren Beitrag zu dieser Aufwertung des Stadtbezirks geleistet“, so Locker. Da am Turm umfangreiche Sanierungsarbeiten notwendig sind, die erst im Mai nächsten Jahres abgeschlossen sein werden, verzögert sich auch der Einbau des Glockenspiels an den Arkaden des Turmkopfes zur Marktseite. „Damit Spender und Bevölkerung aber sehen, dass es vorwärts geht und das Geld nicht in dunklen Kanälen versackt ist, werden vorab vier Glocken an markanten Punkten im Mengeder Ortskern zu sehen sein“, erklärt Werner Locker. So können die Kunden der Buchhandlung am Amtshaus, der Alten Apotheke, von Optik Siewert und des Sanitätshauses Espey in deren Geschäftsräumen die bereits gegossenen Bronze-Glocken mit ihrem metallenen Glanz bewundern.
Ausgestellt werden nur die kleineren Exemplare, denn der größte der von Korfhage und Söhne aus Melle gegossenen Klangkörper wiegt immerhin 47 Kilogramm. Die vier Unternehmen wurden stellvertretend für die übrigen Spender für die Ausstellung ausgewählt. Eine Kurzinformation erhalten Interessierte vor Ort durch einen Informationstext von Franz-Heinrich Veuhoff.
So wird mehr als 100 Jahre nach der Errichtung des gelungenen Ensembles von Turm und Saalbau am Marktplatz dieser Ort mit Glockenspiel und zwei Turmuhren eine weitere Bereicherung erhalten. Noch liegen die Melodien, die dann erklingen werden, nicht fest. Ein Blick nach Köln zeigt, dass dort zum Auftakt symbolträchtig „Die Gedanken sind frei“ erklingt. Sicher wird sich auch für Mengede eine passende Melodienfolge finden lassen. „Üb immer treu und Redlichkeit“ wäre im Hinblick auf das Marktgeschehen und die Arbeit der Bezirksvertretung vielleicht auch nicht schlecht. In Köln erklingt übrigens auch „Wer soll das bezahlen?“ als Ovation an Jupp Schmitz. Da die Finanzierung des Mengeder Projekts auf soliden Füßen zu stehen scheint, braucht dieses Lied im anderen Zusammenhang bei uns dann wohl nicht zu erklingen.