Denkmal des Monats August 2021

Aus dem Dornröschenschlaf erwacht: Das Dortberghaus an der Katharinenstraße 9

Lange Zeit stand das Dortberghaus an der Katharinenstraße gegenüber dem Hauptbahnhof leer. Viele fragten sich, ob es überhaupt noch einmal genutzt werden würde. 2016 begannen die Planungen für die Sanierung und den Umbau in ein modernes Businesshotel. Inzwischen wurde das Gerüst an der Fassadenseite zur Katharinenstraße abgebaut. Auch wenn die Container der Baustelleneinrichtung den vollständigen Blick auf die Fassade noch verstellen, lässt sich doch erahnen, dass die umfassenden Arbeiten in den nächsten Monaten wohl abgeschlossen werden – Anlass für die Untere Denkmalbehörde der Stadt Dortmund, das Objekt als Denkmal des Monats August 2021 vorzustellen.

Haus für den Bergbau
Gebaut wurde es 1937/38 als Verwaltungsgebäude für die Gelsenkirchener Bergwerks-AG, Betriebsgruppe Dortmund. Vorausgegangen war ein Wettbewerb, bei dem der Kölner Architekt Emil Rudolf Mewes (1885-1949) den 1. Preis errungen hatte. Der Entwurf kam ohne wesentliche Änderungen an prominenter Stelle zwischen Hauptbahnhof und Petrikirche zur Ausführung.

Großzügige Stadtplanung
Nicht ganz uneigennützig hatte die Stadt Dortmund bei der Suche nach einem Bauplatz geholfen: Auf dem Weg zur modernen Großstadt plante man mit dem Baustufenplan von 1932 neben einer Aufweitung des Straßensystems der Altstadt eine stärkere Orientierung des Zentrums zum Hauptbahnhof. Diesen hatte man zwar bereits 1910 an den Wall herangerückt. Allerdings boten nur schmale Gassen Zugang zur Innenstadt. Die heutige Sichtachse vom Hauptbahnhof zur Petrikirche war seinerzeit durch Gebäude verschiedenster Art verstellt. Durch das Zurücksetzen des Neubaus aus der Straßenflucht erweiterte man die damals schmale Katharinenstraße an dieser Stelle erheblich. Aber erst mit dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt die Straße ihre heutige Breite auf ganzer Länge. 

Zwei Schauseiten
Geplant hatte Mewes einen fünfgeschossigen Baukörper mit zwei Schauseiten. Zum Wall hin betonte eine klare Fensterreihung die Fassade, wobei die bodentiefen Fenster im ersten Obergeschoss durch die Rahmung besonders hervorgehoben waren.
An der Katharinenstraße befand sich der Zugang zu dem stattlichen Verwaltungsgebäude, der von einem breitgelagerten und schlanken Vordach überfangen wurde. Dieses Detail erinnerte an progressive Tendenzen in der Architektur der 1920er Jahre, während die sonstige Gestaltung der Fassaden die Züge des Neoklassizismus der 1930er Jahre zeigt. Die Fassaden zum öffentlichen Raum verkleidete der Architekt mit Muschelkalk und folgte damit einer Forderung der Stadt.
Im Inneren hatte der Architekt moderne Büroräume beiderseits eines Mittelganges angelegt und mit Einbauschränken, Waschbecken, einer Deckenstrahlungsheizung sowie einer Klimaanlage ausgestattet.

Blick vom Königswall auf die Petrikirche – links Dortberghaus 1940a© Stadtarchiv Dortmund

Zerstörung und Wiederaufbau
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Dortberghaus schwer beschädigt. Besonders hoch war der Zerstörungsgrad an der Katharinenstraße. Bereits 1947 begann die Bauabteilung der Gelsenkirchener Bergwerks AG mit dem Wiederaufbau, allerdings ohne dafür eine Baugenehmigung zu besitzen. Die Stadt prüfte den Sachverhalt und stellte fest, dass es sich um genehmigungspflichtige Arbeiten handeln würde. Daraufhin wurden für verschiedene Bauabschnitte Bauanträge gestellt und genehmigt.
Die Gestaltung der Fassade zur Katharinenstraße wurde beim Wiederaufbau grundlegend verändert. Auf das leichte Vordach verzichtete man und führte die strenge Fensterreihung des ersten Obergeschosses vom Wall auch an dieser Seite fort. Über die Motivation für diese Änderung der Gestaltung geben die Quellen keine Auskunft. Die Neugestaltung der Fassade war nicht nur eine Fortsetzung der hoheitlichen Architekturauffassung der 1930er Jahre, sondern verstärkte diesen Eindruck noch.
Mit der einsetzenden Bergbaukrise zog in den 1960er Jahren das Stadtplanungs- und Bauordnungsamt in das Dortberghaus ein und blieb dort bis 2004. Es folgten Jahre des Leerstandes bis schließlich im Sommer 2015 ein neuer Eigentümer gefunden war. Dieser plante ein Hotel im alten Verwaltungsgebäude. Der geplante Start der Bauarbeiten verzögerte sich jedoch länger als anfangs geplant. 

Vom Behördenhaus zum Hotel
Während der grundlegenden Sanierung erlebten die Baufachleute so manche Überraschung mit einigen Elementen aus der Zeit des Wiederaufbaus. Aus heutiger Sicht genügte nicht jedes Baudetail den technischen und handwerklichen Erfordernissen. Manche damals durchgeführte Arbeit produzierte leichte Falten auf die Stirn des Statikers, der trotzdem Lösungen fand, um die Defizite zu beheben. Klar war eigentlich auch schon zu Beginn der Baumaßnahmen, dass die alte Muschelkalkfassade erneuert werden müsste. Bei vergleichbaren Fassaden stellten die Fachleute fast immer fest, dass die Metallanker, die die Platten, neben dem Mörtel, mit dem rückwertigen Mauerwerk sicher verbinden, weggerostet waren. Nicht anders war es am Dortberghaus. Es wurde aber ein neuer Muschelkalk gefunden, der in der Struktur und der Farbe des Steins mit dem historischen Vorbild nahezu übereinstimmt.
Wenn die Handwerker ihre Arbeit beenden, wird aus einem alten Verwaltungsgebäude ein neues Hotel geworden sein, das jedoch seine alte Grundstruktur behalten hat. Und vielleicht schauen dann auch mal einige ehemals dort Arbeitende neugierig vorbei, um zu sehen, welchen Wandel ihr altes Büro erfahren hat.

Quelle: Pressestelle der Stadt Dortmund; Text: Untere Denkmalbehörde der Stadt Dortmund;  Fotos oben und unten rechts: Denkmalbehörde Stadt Dortmund.