Nieder mit Olympia, nieder mit der Mauer! – Eine Kolumne von Peter Grohmann

Nieder mit Olympia, nieder mit der Mauer!

Von Peter Grohmann

Wie man die Schweine transportiert, das interessiert keine Sau mehr, weil’s ja alle wissen. Und ein ganz, ganz alter Hut ist, dass Küken vollautomatisch massakriert und weggeschmissen werden. Zu Schweinespeck und Rinderleid gibt es abendfüllende Kinofilme. Doch schlage nie ein Pferd im Spiel: Volksaufstand – Pferd und Frauchen weinen weltweit. Nieder mit Olympia!
Der deutsche „Baron von Abzocke“ hatte aus verständlichen Gründen keine Zeit, das olympische Völkchen auch nur eine Minute lang an den Atombombenabwurf von Hiroshima denken zu lassen, und so wurden die radioaktiven Olympischen Sommerspiele 2021 zusätzlich mit Fukushima als einem der Austragungsorte zum geglückte Versuch von Thomas Bach und Konsorten, der Weltöffentlichkeit Normalität in den verstrahlten Gebieten vorzugaukeln. Mitgespielt haben alle – Kaiser, König, Edelmann, Bürger, Bauer, Bettelmann, Schuster, Schneider, Leineweber, Bäcker, Kaufmann, Totengräber.Die einen saßen auf den Ehrentribünen, die anderen hat man aus ihren Häusern vertrieben, wieder andere aus ihren Wäldern, aus Naturschutzgebieten, aus denen das olympische Holz für die Sportstätten gestohlen und geschnitzt wurde. Es geht ums Nationale, Image-Verbesserungen, um die Brücke und emotionale Aufladung etwa von krankheitsbringender Cola zum Sport. Denn Produkte und Dienstleistungen der Sponsoren müssen an allen Sportstätten und von den Athletinnen verwendet werden. Und wenn das Höschen zu lang ist, gibt’s was auf die Mütze vom Thomas GmbH und Co KG. Scharfe Hunde!

Und doch muss man vorsichtig sein in diesen vordemokratischen Zeiten! Otto Hauser (CDU) etwa ist der wichtigste Strippenzieher der Baku-Connection (nicht in Japan, sondern in Aserbaidschan). Das Beispiel beweist, dass Verständigung sogar mit Diktatoren möglich, wenn man anständig fragt. Vor dem Mauerbau (13. 8.1961) sind bekanntlich auch etliche hundert Kommunisten ostwärts in die DDR geflohen und haben gefragt, ob sie bleiben dürfen. Im Gegensatz zu manchem Flüchtling, den die DDR wieder nach Hause schickte, durften sie. Aber als die deutschen Genossen alles gesehen hatten in der DDR und dann doch lieber wieder zurück wollten in den Westen, war die Grenze dicht. Sie haben dann viele Jahre lag „Die Mauer muss weg“ gerufen und wurden 1989 von den Fakten und der Ökonomie erhört. Wieder andere haben in der Zeit nach den Mauerfällen Karriere gemacht wie z.B. Hasan Aydogan, der Erfinder einer Klopapier-Box, der an die guten Ärsche denkt. Die Box mit dem 12-Volt-Heizstrahler für aufgewärmtes Toilettenpapier war meine Heimatzeitung (StZ am 5.8.21) einen Vierspalter samt Foto wert – hier hat’s bestenfalls für drei Zeilen gereicht.

Peter Grohmann * ist Kabarettist und Koordinator der AnStifter. Wir danken ihm für die Zustimmung zum Abdruck dieser Kolumne.
* peter-grohmann@die-anstifter.de