Zugleich wird der 175-jährigen Geburtstag des Philharmonischen Chors des
Dortmunder Musikvereins nachgefeiert
Mit seiner „Cavalleria rusticana“ hat sich Pietro Mascagni einen ewigen Platz im Opernhimmel gesichert. Dieses Gespür für gefühlvolle Arien, pathetische Chöre und farbige Orchesterkultur zeigt sich auch in seiner „Messa di Gloria“. Mit diesem Meisterwerk des Verismo lassen zwei international gefeierte Gesangssolisten, die Neue Philharmonie Westfalen und der Philharmonische Chor des Dortmunder Musikvereins ein außerhalb Italiens eher unbekanntes Kleinod erklingen. Nur wenige wissen, dass sich neben dem bekannten Einakter „Cavalleria rusticana“, vierzehn weiteren Opern und zahlreichen weltlichen Vokal- und Instrumentalwerken auch diese Messe im Oeuvre des italienischen Komponisten Pietro Mascagni befindet. Während dieses 1888 uraufgeführte Werk in Italien regelmäßig erklingt, ist dies außerhalb nur selten der Fall.
Eine Messe von opernhafter Schönheit
Trotz der Tatsache, dass es sich bei der „Messa di Gloria“ um ein geistliches Werk handelt, lassen sich opernhafte Einschläge – sogar Anklänge an die „Cavalleria rusticana“ – nicht verleugnen: Mitreißende Dramatik und zarte Melancholie wechseln sich ab, in sich gekehrtes Beten weicht einem klanggewaltigen Glaubensbekenntnis. Messetypische Elemente wie Fugen, Choräle oder Anklänge an Gregorianik sucht man dagegen vergeblich.
Pietro Mascagni schafft ein musikalisches Fresko, das seine Stärke in der Schönheit und Einfachheit seiner Motive findet und mit feierlichen Chören, eindrucksvollen Tenor- und Bariton-Arien sowie orchestralem Glanz spielt. Von Zeitgenossen wurde die „Messa di Gloria“ als ein kraftvolles und originelles Werk voller Schönheit beschrieben, das von den Anforderungen des modernen Geschmacks inspiriert ist.
Internationale Solisten und ein ganz besonderes Jubiläum
Als Solisten für dieses Klangerlebnis konnten Pene Pati und Gerardo Garciacano gewonnen werden. Es spielt die Neue Philharmonie Westfalen unter der Leitung von Granville Walker. Pene Pati wurde auf Samoa geboren und wuchs in Neuseeland auf. Nach zahlreichen Auszeichnungen bei internationalen Gesangswettbewerben stehen in der Spielzeit 2021/22 bedeutende Debüts in „L‘elisir d’amore“ an der Opéra Bastille in Paris, „Anna Bolena“ an der Wiener Staatsoper, „Lucia di Lammermoor“ in Neapel und „La traviata“ an der Berliner Staatsoper an. Sein Deutschland-Debüt sollte Pene Pati eigentlich bereits in der letzten Spielzeit in Saint-Saëns „Frédégonde“ an der Oper Dortmund feiern.
Ihm zur Seite steht der mexikanische Bariton Gerardo Garciacano, dem Dortmunder Publikum bereits bekannt durch seine Zeit im Ensemble des Theater Dortmund. Zu seinen größten Erfolgen in Dortmund gehörte die Titelpartie in Mozarts Don Giovanni“ und die des Luna in Verdis „Il trovatore.
Die musikalische Leitung liegt bei Granville Walker, der den Philharmonischen Chor des Dortmunder Musikvereins seit 2003 leitet. Er hat dieses Werk aus dem späten 19. Jahrhundert für sich entdeckt und darüber hinaus gemeinsam mit Festivaldirektor Torsten Mosgraber eine weitere Rarität ausgegraben, die er extra für das erste Konzert seines Chores nach der Zäsur instrumentiert hat: „A Raffaello Divino“ aus der Feder Marco Enrico Bossis – ein Zeitgenosse und Landsmann Mascagnis.
Begleitet von der Neuen Philharmonie Westfalen feiert der Philharmonische Chor des Dortmunder Musikvereins mit dieser musikalischen Reise nach Bella Italia sein 175-jähriges Jubiläum nach, das 2020 leider nicht in der geplanten Form begangen werden konnte. Und wie könnte ein solches Fest emotionaler und eindrucksvoller gefeiert werden als mit einer klanggewaltigen Messe und einer feierlichen Hymne aus dem Œuvre zweier veristischer Komponisten?