Die „kleine Lindenallee“, ein verwunschener Ort am Schwieringhauser Bach im Naturschutzgebiet “Im Siesack“

Gedankenspaziergang

NaturTraumInsel „Im Siesack“

Von Gerd Latterner

Vorbemerkungen:
Die „kleine Lindenallee“ – dieser verwunschene Ort am Schwieringhauser Bach – und die Gedanken um und über meinen alten Freund Piwo, den fast sechzehnjährigen Border- Collie meiner Tochter,
sind die Beweggründe für das Niederschreiben dieses Beitrags.

Straße „Im Siesack“ mit Blick zur Altmengeder Straße und zum Wegeabzweig zum Dortmund-Ems-Kanal am „IndianSummerBaum“

Mein alter Freund

  Norbert van Tiggelen

Graue Härchen an der Schnauze,
der Herbst des Lebens, er verhallt;
dein Gang ist mittlerweile träge –
mein treuer Freund wird langsam alt.

                  Statt argen Ziehens an der Leine
             gehst du so zaghaft wie ein Lamm.
         Dich locken auch nicht mehr wie früher
Pfützen, Laubwerk, Dreck und Schlamm.

Statt weiter Touren in die Ferne
nur kurze Gänge um den Block;
du hast auch keine großen Triebe
auf Kumpels, Hasen oder’n Stock.

Doch eins ist klar, du treue Seele:
Dich begleit’ ich bis zum Schluss!
Denn die Zeit mit dir mein Bester,
war ein reiner Wohlgenuss.

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Die Gemarkung Schwieringhausen mit dem Dortmund- Ems- Kanal lockte immer schon zu Spaziergängen. Meist führte der Weg von der Straße “Im Siesack“ über einen Feldweg zum Kanal. In der Nähe des Schwieringhauser Bach – Dükers erreicht man über eine Treppe mühelos den Kanaluferweg.  Als ich vor Jahren mit meinem Freund Piwo das erste  Mal hier spazieren ging, zog er mich jedoch, genau gegenüber dem Weg zum Kanal, einen fast nicht begehbaren Trampelpfad, die Böschung herunter.
Urplötzlich befand ich mich in einer anderen Welt. Der Blick auf eine Lindenallee und die angrenzenden Brach- und Grünlandflächen im Schwieringhauser Bachtal mit idyllischen Kleinweihern, natürlichen Wasserläufen, mystisch wirkenden Kopfweiden und filigranen Binsenbeständen war beeindruckend. Die Ziehstärke meines Freundes und die “Begegnungsverkehre“ ließen mich aber nicht so recht in den Genuss dieses verwunschenen Ortes kommen. Der Trampelpfad mit der kleinen Allee ( Emscherparkweg – x E – ) verläuft bis zur Ecke  “ Altmengender Straße/ Schaarstraße“.
Einige Tage danach kam ich auf diesen Ort zu sprechen. Eine waschechte Mengederin schwärmte insbesondere von der Lindenallee und erklärte mir die Bedeutung dieser Allee.
Danach war ich noch oft dort und habe den verwunschenen Ort genossen und die Hinweise der Mengederin immer wieder intensiviert.
Der Westfalenkarte, Dortmund und Umland von 1805 – 1813, ist zu entnehmen, dass diese Lindenallee Bestandteil der heute nicht mehr vorhandenen Straßenverbindung mit alleeartiger Bepflanzung nach Schwieringhausen war. Diese nun verschwundene Straße verlief von der nördlichen Ecke “Altmengeder Straße/ Schaarstraße“ bis zur heutigen Sackgasse “Schwieringhauser Straße“ auf der östlichen Kanalseite. 

Durch den Bau des Dortmund- Ems- Kanals, der nach einer nur siebenjährigen Bauzeit am 11.08.1899 eröffnet wurde, war diese Straßenverbindung unterbrochen worden. Die Straße verläuft nun bis zum Dortmund- Ems- Kanal, macht vor dem Kanal eine Kurve in südliche Richtung und schließt mit einer weiteren Kurve an die “Schwieringhauser Brücke“ an.
Ein Luftbild, aufgenommen im Zeitraum 1925- 1930, dokumentiert den Bestand der Allee bis zum Dortmund-Ems-Kanal.

Auf einem Luftbild aus den Jahren 1934- 1939 ist der Neubau einer Straße ( Altmengeder Straße), ab Schaarstraße zur Schwieringhauser Brücke festzustellen. Der alte Straßenabschnitt Schaarstraße, Richtung Do- Ems- Kanal wurde aufgegeben. Der Baumbestand blieb erhalten. Im Abschnitt der ehemaligen Straße “Im Siesack“ / Do-Ems-Kanal fehlen jedoch schon etliche Bäume und die Verluste nehmen von Jahr zu Jahr zu. Heute stehen hier nur noch eine Handvoll Linden mit ihren “Sprößlingen“ auf der östlichen Seite des heutigen Wirtschaftsweges.

Erhalten blieb die Allee zwischen der Schaarstraße und “Im Siesack“. Auch sie musste leider inzwischen einige Verluste erleiden. Dennoch ist sie nach wie vor beeindruckend und zusammen mit ihrer Umgebung ein verwunschenes Fleckchen Erde.

HOFFNUNG

Beim letzten Besuch dieses schönen Ortes waren Straßenbauarbeiten an der Altmengeder Straße feststellbar. Bei dem Baumbestand, hier, handelt es sich um eine gesetzlich geschützte Allee. ( Linde und Ahorn ) Diese Allee ist aber dennoch nicht vom Glück begünstigt. Hier wurden bereits gesunde Alleebäume gefällt. Und nun leiden die Bäume darunter, dass man die fachlichen Regeln zum Schutz von Bäumen, Pflanzenbeständen und Vegetationsflächen bei Baumaßnahmen nur halbherzig beachtet. Erkennbar ist das an den Abgrabungen im Wurzelbereich bis direkt an die Stämme.
Um das Beste für die Allee “Altmengeder Straße“ zu tun, wären bereits im Vorfeld planerische Überlegungen fällig gewesen. 

Der Abschlussbericht ( Sept. 2020 ) der Stadt Dortmund an die Ortspolitik lässt sowohl für die Allee als auch für die Gesamtabwicklung der Baumaßnahme “Schwieringhauser Brücke“ kaum Hoffnung aufkommen: „Die Überführung befindet sich ausschließlich in der Baulastträgerschaft der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes ( Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt Ulrich- von- Hassell- Straße 76  D-53123 Bonn ) Der Stand der Planung hinsichtlich der Erneuerung der Schwieringhauser Brücke über den Dortmund- Ems- Kanal ist der Stadt Dortmund daher nicht bekannt.“

Weitere Infos: Regionalverband Ruhrgebiet -Internet: www.luftbilder.ruhr

Alle Fotos: Silvia Rzadkowski.
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