Baumgestalten

Kastanien im Frühlingskleid

Von Eva Latterner

Die Kinder lieben sie im Herbst, wenn ihre Früchte reifen und gesammelt werden können. Im Sommer sind sie beliebt als Schattenspender in Parks und besonders in traditionellen Biergärten. Jetzt im Frühjahr bieten sie mit ihren weißen, aufrechten Blütenkerzen vor dem noch hellen Frühlingsgrün ein prachtvolles, freundliches Bild. 

Die Rede ist von den seit dem 16. Jahrhundert in Mitteleuropa beheimateten Kastanien, den Rosskastanien, um genau zu sein. Ihre eigentliche Heimat ist der südliche Balkan, Nordgriechenland und Kleinasien. Über Konstantinopel, das heutige Istanbul, fand der mächtige Baum seinen Weg Richtung Norden. Hier entwickelte er sich bald zu einem sehr beliebten Park- und Straßenbaum in den wachsenden Städten.

Der im freien Stand 25-30 Meter hoch werdende Baum kann  in allen  Jahreszeiten leicht erkannt werden: Die markanten handförmigen Blätter und die stacheligen Fruchthülsen mit den glänzenden Kastanien sind natürlich die auffälligsten Merkmale, aber auch im Winter sind die Bäume gut an ihren großen , klebrigen Winterknospen und an den knorrigen Stämmen, die häufig einen Rechts-Drehwuchs zeigen, zu erkennen.

Das robuste Aussehen der Kastanienbäume täuscht seit Beginn der 2000er Jahre nicht mehr darüber hinweg, dass nicht nur der Klimawandel mit heißen Sommern die Bäume stresst und ihnen zusetzt. Häufig zeigen sie bereits in den Sommermonaten eine auffällige Braunfärbung der Blätter, die dann auch bald vertrocknen und abfallen. Diese Braunfärbung wird durch den Befall mit Miniermotten hervorgerufen. Sie fressen das Innere der Blätter, wodurch die Struktur zerstört und der Baum weiter geschwächt wird. Während man die Motte durch Aufsammeln und Entfernen der Blätter einfach „minimieren“ kann, ist der Hauptfeind der Bäume aber ein Bakterium namens Pseudomonas, das Kastanien jeden Alters befällt.
Ein Mittel dagegen gibt es bislang nicht, lediglich die Hoffnung, dass ein Teil der Bäume resistent sei.

So kommt es, dass Rosskastanien in unseren Städten immer weniger gepflanzt und vielfach in großer Anzahl gefällt werden. Die Weltnaturschutzorganisation IUCN hat folglich die Rosskastanie inzwischen als gefährdet eingestuft.

Genießen Sie den Anblick der Kastanien im Stadtbezirk!

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Fotos: Silvia Rzadkowski