Parole: Einmarsch! – Eine Kolumne von Peter Grohmann

Parole: Einmarsch!

Von Peter Grohmann

Der Putin ist an allem schuld, an allem ist der Putin schuld. Und wenn nicht, dann die USA. Bekanntlich stammt der Nordamerikaner als solcher zum großen Teil von uns Deutschen ab, was kein Vorteil sein muss, wenn er sein staatliches Gesicht zeigt: Über Jahrzehnte hinweg hieß die Parole: Einmarsch. In Kuba etwa haben die USA seit 1898 das Recht auf Intervention und die erste Nacht in die Verfassung schreiben lassen, mit der Pistole an der Schläfe der Kubaner. Die Philippinen standen bis 1941 unter US-Kontrolle, Hawai wurde annektiert, Puerto Rico, Honduras, Panama, Nicaragua, Laos, Vietnam, Kambodscha, Afghanistan, Jemen.

Mehr fällt mir momentan nicht ein – aber der Russe ist schlimmer. Von Geheimoperationen weiß ich nichts, wissen wäre lebensgefährlich. Aber wir drei – Sie, meine Omi Glimbzsch in Zittau und ich – können davon ausgehen, dass hinter allen Konflikten in der Welt Hunger und Armut stecken oder ein großartiger Reichtum an Bodenschätzen, die sich die freie Welt sichern muß, bevor andere kommen, sagt Stoltenberg immer wieder zu Ischinger. Damit andere nicht kommen, bedarf es der Sicherung strategischer Positionen. Damit ist gemeint: Wenn ein Krieg kommt, ist man schon da oder man schneidet dem Feind den Rückzug ab und zeigt ihm den Stinkefinger.

Unmittelbar nach einem Krieg kommt immer eine Währungsreform, die Überschreibung von Häfen, Flugplätzen, Bergwerken, Eisenbahnlinien an andere und direkt anschließend humanitäre Hilfe, an der sich die Weltgemeinschaft beteiligt. Aus diesem Grund ist eben der reichste Mensch der Ukraine in die Schweiz abgehauen, sein Vermögen war schon vorher dort, bei der Credit Suisse, dem Heimathafen von Mördern, Menschenhändlern und korrupten Kardinälen. Das Vermögen aller reichsten Männer (von den Frauen und den Chinesen ganz zu schweigen) ist bekanntlich schon immer woanders – es hat keine Heimat und muss sich mit Nummernkonten in Liechtenstein oder, schlimmer noch, auf den Bahamas begnügen.

In Deutschland ist das alles nicht möglich, weil wir ein Rechtsstaat sind und seit 2017 eine Geldwäschegesetz haben und freie Medien fortwährend über alle Übel berichten können, wie und wann sie wollen. Bei der Berichterstattung spielen weder Reichtum noch Armut eine Rolle: Der Verleger (von der Verlegerin und den Chinesen ganz zu schweigen) geht voll ins Risiko, während der Zeitungsausträger auf seinen Mindestlohn pocht. Wenn er nicht pocht, wird er von der Wertegemeinschaft aufgefangen. Im äußersten Notfall kann er sich seine Mahlzeiten bei einer der vielen Tafeln selbst zusammenstellen – ein Verleger hingegen wüßte nicht mal, wie man sich in der Reihe der Wartenden benimmt – woher auch! Der Russe kennt keine Tafeln.

Im Idealfall berichtet die Stiftung Wissenschaft und Politik über all das – sie berät Verleger und Abgeordnete, das Erste und das 2te, Regierungen, Caritas, Grüne, Marietta Slomka genauso wie Winfried Kretschmann. Die Stiftung atmet den Heiligen Geist aus und ein, forscht zu Krieg und Krise, Klima und sozialer Kälte. Sie ist unabhängig (was man sofort merkt) und wird direkt von unsrer Regierung, der EnBW, Daimler, BMW, der Bahn, Bosch, VW gefietschert. Wenn wir an der Macht sind, gehört uns die Münchner Sicherheitskonferenz und dann wird alles anders. Wie in den USA. Oder gern auch wie bei Putins oder Thomas Bach oder in Katar. Alles unser.

Mein letzter Satz? Olympia war schlimm. Aber Krieg ist schlimmer. 

Peter Grohmann * ist Kabarettist und Koordinator der AnStifter. Wir danken ihm für die Zustimmung zum Abdruck dieser Kolumne.
* peter-grohmann@die-anstifter.de