Karfreitagsgedenken 2023

Rede von Bürgermeister Norbert Schilff zum Karfreitagsgedenken am 07.04.2023

Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Gäste aus dem In- und Ausland, sehr geehrte Frau Godard, sehr geehrter Herr Deventer,

ich begrüße Sie alle, insbesondere unsere Freundinnen und Freunde aus Frankreich und den Niederlanden hier in der Bittermark, um an diesem Karfreitagsgedenken teilzunehmen.
Wir sind heute zusammengekommen, um der unschuldigen Opfer des Zweiten Weltkriegs zu gedenken, die hier in der Bittermark und im Rombergpark ihr Leben verloren haben.
Dieser Ort ist ein Mahnmal für die Gräueltaten des Krieges  und für die Notwendigkeit des Friedens.Und das Begehren für den Frieden ist aktueller denn je; vor einem Jahr standen wir an dieser Stelle und hatten die Hoffnung, dass der Krieg in der Ukraine schnell vorbeigeht.
Doch der Krieg in Europa ist nicht vorbei. Er markiert eine Zeitenwende, seitdem ist nichts mehr so wie es war. Es wütet immer noch ein Krieg auf unserem Kontinent, keine „militärische Operation“, nein! Es ist der größte Landkrieg in Europa seit dem zweiten Weltkrieg. Aufgebaut auf Lügen und Demagogie, geschürt durch falsche Informationen und weiter angefacht durch eine ständig zunehmende Drohkulisse. Es ist wie damals.
Und es ist doch anders, denn heute verfügt die Menschheit über Erkenntnisse und Erfahrungen aus der Nazizeit – und sie hätte lernen können.
All die Hoffnungen und all die Mahnungen die die wir seit den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts hier an diesem Mahnmal ausgesprochen haben sind gerade ad Absurdum geführt.
Es ist eine Zeit der Unsicherheiten und Ängste. All die Folgen des Krieges, jedes Krieges, den die Menschen erleiden müssen, sind unabsehbar. Dabei reicht doch nur ein Blick in die Geschichte, um uns an unser dunkelstes Kapitel zu erinnern.

Und deswegen stehen wir heute gemeinsam hier zusammen.

Verehrte Gäste, meine Damen und Herren,
vor vielen Jahren wurde diese Gegend zu einem Ort des Schreckens und der Angst, als hier tausende Menschen von den Nazis ermordet wurden.
Aber heute haben wir uns versammelt, um den Opfern zu gedenken und uns zu verpflichten, uns für eine Welt einzusetzen, in der so etwas nie wieder geschieht
Das ist so wichtig.

Und ich werde nicht nachlassen, immer wieder darauf hinzuweisen. Denn warum sind solche Termine wie der heutige zum Gedenken an die Opfer nicht nur Anlässe, um zurückzublicken, sondern auch nach vorn zu schauen? Weil sie belegen, was passiert, wenn wir uns nicht wehren. Wenn wir nicht zusammenstehen und, vor allem, zusammenhalten. Heute und in Zukunft.

Dieses Mahnmal ist eine in Stein gemeißelte Warnung an uns alle – und alle die, die noch kommen werden. Das Mahnmal ist dem Wetter ausgesetzt, wird altern und vielleicht etwas verwittern.
Dennoch mahnt es uns immer wieder, nicht zu vergessen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde,
am 04.04.2006 wurde Mehmet Kubasik in seinem Kiosk in der Nordstadt von Neonazis erschossen, am Dienstag in dieser Woche haben wir seiner in Dortmund gedacht. Die NSU-Morde haben uns gezeigt, dass Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in unserer Gesellschaft noch immer ein großes Problem darstellen. Vor über zehn Jahren hat uns der NSU mit seinen abscheulichen Taten erschüttert und eine Wunde in unsere Gesellschaft gerissen, die bis heute nicht verheilt ist.

Und auch wenn schon wieder viel Zeit vergangen ist, niemand kann versichern, dass sich nicht irgendwo neue Gruppierungen im Untergrund bilden und weiter wachsen. Jedem muss klar sein, Radikalisierung fängt klein an! Wir dürfen nicht zulassen, dass solche Taten jemals wieder passieren.

Wir müssen uns gegen jede Form von Rassismus und Diskriminierung stellen und uns für eine offene und tolerante Gesellschaft einsetzen.
Wir müssen unsere Stadt zu einem Ort machen, an dem jeder Mensch unabhängig von seiner Herkunft, seinem Glauben oder seiner Hautfarbe sicher und willkommen ist.
Wir müssen uns gegen jede Form von Rassismus und Diskriminierung stellen und uns für eine offene und tolerante Gesellschaft einsetzen.
Wir müssen unsere Stadt zu einem Ort machen, an dem jeder Mensch unabhängig von seiner Herkunft, seinem Glauben oder seiner Hautfarbe sicher und willkommen ist.

Meine Damen und Herren, verehrte Gäste,

der Karfreitag ist ein christlicher Feiertag in vielen Ländern dieser Erde. Am Karfreitag 1945 war nichts, gar nichts christlich hier in der Bittermark. Hass, Gewalt, Brutalität und Sterben beherrschten damals diesen Ort hier.

Und heute?

In dieser schwierigen Zeit, in der die Welt mit Herausforderungen wie Pandemien, wirtschaftlicher Unsicherheit, politischen Konflikten und Kriegen konfrontiert ist, ist es wichtiger denn je, dass wir uns auf die Werte des Friedens und der Freiheit und der Gerechtigkeit besinnen. Wir sollten uns bewusst machen, dass es jede und jeder von uns in der Hand hat, unsere Welt zu einem besseren Ort zu machen.
Als Bürgermeister dieser Stadt verpflichte ich mich, alles zu tun, um sicherzustellen, dass unsere Stadt eine Stadt des Friedens, der Freiheit und der Gerechtigkeit und Liebe bleibt.
Wir müssen uns auf das Positive konzentrieren und uns auf eine bessere Zukunft für uns alle einsetzen.

Meine Damen und Herren, liebe Gäste,
ich danke Ihnen allen für Ihr Kommen heute und für Ihr Engagement für Frieden und Liebe.

Quelle: Pressestelle der Stadt Dortmund; Foto: Larissa Hinz / Stadt Dortmund / Fachbereich Marketing + Kommunikation; zur Vergrößerung des Fotos dieses bitte anklicken!