Kinderhospizdienste unter dem Dach der DKD übernehmen Lotsenfunktion
Der achtjährige Vincent liegt im Bett. Morgens, mittags, abends – immer. Er kann nicht aufstehen, geschweige denn laufen oder allein essen. Auch richtig sprechen kann er nicht. Der Junge ist schwerstmehrfachbehindert und hat eine lebensverkürzende Erkrankung. Möglicherweise wird er sterben, bevor er überhaupt erwachsen werden kann.
Seine Eltern sind bei ihm, kümmern sich, pflegen ihn. Morgens, mittags, abends – und auch nachts – an 365 Tagen im Jahr. Auf pflegende Eltern und ihren unermüdlichen Einsatz für ihre schwerstkranken Kinder machen die Deutschen Kinderhospiz Dienste (DKD), zu denen auch der Ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst Löwenzahn Dortmund gehört, zum Internationalen Tag der Pflegenden am 12. Mai aufmerksam.
In der Kinderhospizarbeit wird der Pflegenotstand in Deutschland ganz besonders deutlich. Nur wenige Pflegedienste haben sich auf Kinder und Jugendliche spezialisiert. Die wenigen ambulanten Angebote, die es gibt, sind so gefragt, dass die Kapazitäten begrenzt sind. Dabei leben in Deutschland 50.000 Kinder und Jugendliche mit einer lebensverkürzenden Erkrankung. Viele von ihnen sind auf eine 24-Stunden-Pflege angewiesen. Gerade in ländlichen Gebieten ist es für betroffene Familien fast unmöglich, einen geeigneten Pflegedienst für ihr lebensverkürzend erkranktes Kind zu finden, der sie zumindest für kurze Momente aus ihrem herausfordernden Alltag entlasten könnte.
Genau dort setzt die ambulante Kinder- und Jugendhospizarbeit der Deutschen Kinderhospiz Dienste (DKD) an. Seit ihrem Start im Jahr 2018 in Dortmund haben die unter dem Dach der DKD agierenden ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienste Löwenzahn fast 300 Ehrenamtliche ausgebildet, die betroffene Familien regelmäßig in der Woche für zwei, drei Stunden begleiten. Sie betreuen dann entweder das erkrankte Kind oder kümmern sich um die gesunden Geschwisterkinder. Pflegeaufgaben können und dürfen die Löwenzahn-Ehrenamtlichen nicht übernehmen.
„Trotzdem bieten unsere regelmäßigen Besuche vor allem den Eltern eine kurze Auszeit, die so wichtig ist, um für ihre 24-Stunden-Pflege wieder neue Kraft zu tanken“, sagt Thorsten Haase, Projektleiter der Deutschen Kinderhospiz Dienste. Gemeinsam mit seinem Team aus etlichen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an den mittlerweile fünf Standorten in Dortmund, Bochum, Schwerin, Frankfurt und Regensburg spricht er allen pflegenden Eltern seinen Respekt und seine Anerkennung aus: „Eltern von schwerstkranken Kindern, die mit der Pflege komplett auf sich allein gestellt sind, beweisen täglich neu, mit welch hoher Kompetenz und Verantwortung sie ihre Aufgabe wahrnehmen. Es wird Zeit, dass die Politiker in unserem Land nicht nur dafür Sorge tragen, dass sich die Pflegesituation in stationären Einrichtungen wie Krankenhäusern verbessert, sondern auch im ambulanten Bereich und vor allem in der ambulanten Pflege von Kindern und Jugendlichen.“
Quelle: Löwenzahn Dortmund