Klaus Neuhaus: Buchbesprechung und Interview

„Die Frau im zitronengelben Kleid“

Ein Interview mit Klaus Neuhaus über sein neues Buch

Von Henry Mühlhausen

Nicht nur vielen Mengedern ist Klaus Neuhaus, der in der Mengeder Schragmüllerstraße seine Musikschule betrieb und die er Corona-bedingt schweren Herzens März 2022 schließen musste, ein Begriff. Neben der Musik ist er auch schriftstellerisch tätig.

Nach „Musiker-Liebe“ hat Klaus Neuhaus, zum Ende des letzten Jahres sein zweites Buch veröffentlicht. „Die Frau im zitronengelben Kleid“ spielt ebenfalls in der Welt der Kunst. Statt um Musik dreht sich die Handlung aber dieses Mal rund um die Malerei. Die Hauptfigur ist der aufstrebende Maler Peer Geestert, dessen Werke sich immer besser verkaufen und dessen Leben recht turbulent verläuft. Das liegt vor allem an den im Buch beschriebenen Kontakten und Auseinandersetzungen mit Galeristen, Interessenten und Kunden für seine Bilder, seiner Ex-Frau, seiner Tochter, seinem früheren Kunstprofessor und wechselnden Damenbekanntschaften. Und zu diesen Damenbekanntschaften gehört auch „die Frau im zitronengelben Kleid“.

Das Buch ist auf alle Fälle ein Lesetipp. Und das nicht nur, weil es in den kommenden Sommerurlaubstagen für gute Unterhaltung sorgt, sondern auch, weil es fast ganz nebenbei einen Einblick in die Welt der Malerei und in ihr nicht immer bequemes oder sorgenfreies Umfeld gibt.  

Für Mengede In-Takt war das neue Buch von Klaus Neuhaus, Anlass mit ihm ein weiteres Interview zu führen, das gewissermaßen die Fortsetzung unseres ersten Interviews aus dem September des vergangenen Jahres ist. https://www.mengede-intakt.de/2022/09/21/ich-mache-musik-bis-ich-umfalle/ 

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Mengede:InTakt! Klaus, mit einigen Monaten Abstand hast Du jetzt mit „Die Frau im zitronengelben Kleid“, Dein zweites Buch veröffentlicht. Kann man Dich, was Deine schriftstellerischen Aktivitäten betrifft, bereits als „Serientäter“ bezeichnen?

Klaus Neuhaus: (lacht). Nein, das würde ich nicht so sehen. Dafür bin ich nicht fast täglich in den sozialen Medien vertreten. Ich schreibe auch keinen regelmäßigen Blog, mit dem sich viele Leute das erarbeiten, was man heute als „Fanbase“ bezeichnet. Und diese Fanbase wartet dann schon immer neugierig auf etwas Neues. Nein, so weit bin ich nicht. 

MIT: In Deinem neuen Buch dreht es sich um die Malerei. Da geht es u.a. um Ideen und Entwürfe für Bilder bis hin zum Verkauf der fertigen Werke. Hatte das einen besonderen Grund, dass Du Dich dieses Mal mit der Malerei auseinandergesetzt hast?

Klaus Neuhaus: Ja. Denn das ist ein Thema, das mich schon recht lange beschäftigt und das auch durch persönliche Erfahrungen geprägt ist. Der Mengeder Künstler Henning Eichinger, hatte in meiner Musiker WG in der Mengeder Schragmüllerstraße mit seinem Freund, Uwe Esperester, ebenfalls Künstler, ein Atelier im Dachgeschoss. Kurz vor Weihnachten 1983 war ich dann mit Henning Eichinger zu einem Künstlertreff an einem historisch sehr denkwürdigen Ort, nämlich in dem Gebäude, in welcher die Berliner Wannsee-Konferenz stattgefunden hat, eingeladen. Das lief über die Friedrich-Ebert-Stiftung. Teilnehmer waren Nachwuchskünstler, aber auch etablierte Künstler, wie z.B. Klaus Staeck, der führende deutsche Plakatkünstler, der auch viele Plakate mit politischen Aussagen gestaltet hat. Und dort haben wir uns tatsächlich zwei Tage lang über Modern Art und einen Tag über moderne Musik die Köpfe heiß geredet. Henning Eichinger ist dann Jahre später Professor an der Kunsthochschule in Reutlingen geworden. Und da sind wir schon bei der nächsten Inspirationsquelle für das Buch. Anfang 1984 habe ich mich dann auf seiner Geburtstagsfeier in eine seiner Kommilitoninnen verliebt. Das war meine erste Frau und wir haben zwei gemeinsame Kinder. Meine erste Frau war auch Künstlerin und parallel zu meiner Musik war zu unserer gemeinsamen Zeit natürlich auch immer die Kunst präsent. Es gab auch keinen Urlaub, in dem wir nicht Ausstellungen oder auch Kunstschulen besucht haben. Meine jetzige Frau ist ebenfalls sehr kunstinteressiert und so ist das Thema Kunst und insbesondere die Malerei für uns beide immer ein ständiges Thema, egal wo wir uns aufhalten.         

MIT: Die Hauptfigur in „Die Frau im zitronengelben Kleid“ ist der Maler Peer Geestert, Gab es für ihn oder auch andere Personen aus Deinem Buch Vorbilder aus dem realen Leben?

Klaus Neuhaus: Ja. Vorbilder für die Protagonisten in meinem Buch gibt es tatsächlich. Sei es der Maler selbst oder auch sein Galerist. Details möchte ich in diesem Zusammenhang aber dann doch lieber für mich behalten. Das hat ja auch mit rechtlichen Gründen zu tun. Wichtig ist mir aber hervorzuheben, wie entscheidend ein guter Galerist oder Agent für den Künstler selbst und seinen Erfolg ist. Ich denke mal, auf rund 1.000 Maler kommt vielleicht lediglich ein guter Galerist, der die Werke des Malers für beide auskömmlich vermarktet und auch für gute Öffentlichkeitsarbeit sorgt. Die anderen 999 Maler sind möglicherweise mindestens genauso gut, liegen von ihrem Einkünften oft aber ganz dicht an der Sozialhilfe.      

MIT: Bei Deinem Buch fällt auf, dass Du bei den Dialogen, also der wörtlichen Rede, komplett auf die Anführungszeichen verzichtet hast. Das wirkt beim Lesen aber gar nicht irritierend oder störend. Gab es dafür einen besonderen Grund? 

Klaus Neuhaus: Es gibt dafür tatsächlich einen Grund. Kurz bevor ich mit dem Schreiben des Buchs begann, hatte ich den Roman von Judith Hermann „Daheim“ gelesen. Und Judith Hermann verzichtet darin auch auf Anführungszeichen. Und beim Lesen fühlte ich mich total entspannt und dachte mir „Eigentlich stören diese Striche doch nur beim Lesen“. Ich hatte das Gefühl, dass ich viel flüssiger ohne diese Striche oben und unten lese. Da dachte ich mir, diese Idee ist gut. Judith Hermann geht in Ihrem neuesten Buch sogar noch einen Schritt weiter und verzichtet sogar auf Fragezeichen. So weit bin ich bisher aber noch nicht gegangen.       

MIT: Kannst Du Dir auch einen zweiten Teil der „Frau im zitronengelben Kleid“ vorstellen?

Klaus Neuhaus: Das könnte ich mir in der Tat recht gut vorstellen. Der Verlag hat sich ja die Optionen für zwei weitere Bücher von mir gesichert. Und in dem Zusammenhang habe ich in den letzten Monaten schon darüber nachgedacht, entweder ein neues Buch zu schreiben, oder mich mit einer Fortsetzung von „Die Frau im zitronengelben Kleid“ zu befassen. Aber falls ich eine Fortsetzung schreiben sollte, dann würde ich höchstwahrscheinlich auch einen Personalwechsel vornehmen. Vielleicht in der Form, dass in das Atelier der Hauptfigur des aktuellen Buchs, der Maler Peer Geestert, dann ein neuer junger Künstler einzieht. Jemand, der eher das Gegenteil des erfolgreichen Künstlers aus dem ersten Buch ist. Weit über 90% der Künstler in Deutschland leben am Existenzminimum und aufgrund dieser Tatsache wäre das schon ein interessanter Ausgangspunkt für einen zweiten Teil. Ein mögliches neues Buch über einen Künstler, der finanziell so gerade einmal über die Runden kommt.        

 Mengede In-Takt: Zum Abschluss noch eine Frage: Wie sehen Deine Pläne für die Zukunft aus? Kannst Du schon etwas über Deine kommenden schriftstellerischen oder musikalischen Pläne sagen?   

Klaus Neuhaus: Momentan passiert da recht viel. Ich habe mit meinem Freund Martin Hörster in den letzten Monaten ein neues Album mit Kinderliedern aufgenommen. Weiterhin arbeiten wir an einer Serie, die heißt „Musikalische Früherziehung“, was ja 20 Jahre meine Tätigkeit war. Und innerhalb dieser Serie gibt es dann eine sogenannte Themastunde. Da hatten wir im letzten Jahr die „Baumstunde“ und jetzt kommt als nächstes die „Schneckenstunde“. Es dreht sich dabei alles um Schnecken mit Liedern zu Schnecken. Da haben wir so gearbeitet, dass ich zunächst in den Basics Akkordeon und Gesang aufgenommen habe und dazwischen kommen Erklärungen und Erzählungen für die Kinder. Dann haben wir an einer Compilation gearbeitet zum Thema „Essen“. Es dreht sich bei den Liedern alles um’s Essen und die wird heißen „Wir haben Hunger, Hunger, Hunger.“ 

Ich arbeite auch noch an einem Lied, was seine Anfänge schon in meinen Jahren in der Mengeder Schragmüllerstraße hatte. Es ist aber kein Kinderlied und es heißt „Sommer in der Stadt“. Inhaltlich verarbeite ich da Eindrücke aus dem Sommer, also mit Garten, sommerlichen Grillabenden usw. Es ist so ein wenig ein Querschnitt aus meinem Leben, mit Kindheit, meinen Jahren in der Schragmüllerstraße bis hin zur jetzigen Zeit. Das habe ich alles zu einer kleinen fiktiven Grillgeschichte im Garten zusammengesetzt. Das werden wir jetzt kurzfristig im Studio aufnehmen und natürlich wäre es schön, wenn wir es jetzt zum Sommer veröffentlichen könnten. Vor einigen Wochen hatte ich dazu nur einen Refrain, der schon in der Schragmüllerstraße entstanden war und erst eine halbe Strophe fertig. Ich habe das dann am Mittagstisch vor mich hin gesungen und dann fragte mich meine Frau Sabine, was das denn für ein Lied wäre, das klänge doch recht schön. Und sie meinte, ich müsste dieses Lied doch fertig stellen. Ich habe es dann noch meinem Sohn, der in Köln lebt und auch Musiker ist, vorgespielt und auch er sagte: „Das klingt gut, ergänze es noch um weitere Strophen und dann nimm es im Studio auf.“ Ich muss dazu sagen, mein Lied „Sommer in der Stadt“ ist nicht in Richtung Sommer-Hit gearbeitet, etwa mit Latino-Rhythmen oder ähnlichem, es hat eher etwas von einer besinnlichen, schwülen Sommerstimmung.

Was das Schriftstellerische betrifft, warte ich erst einmal ab, wie das aktuelle Buch angenommen wird. Das muss ja auch alles in einem vernünftigen Verhältnis zu meinem betriebenen Aufwand stehen, denn am aktuellen Buch habe ich ein ganzes Jahr gearbeitet.

MIT: Dann ist ja in Zukunft noch einiges von Dir zu erwarten. Wir sind gespannt. Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview genommen hast und vielleicht können wir uns ja noch in diesem Sommer über Dein neues Lied „Sommer in der Stadt“ unterhalten.    

Klaus Neuhaus: „Die Frau im zitronengelben Kleid“
Roman, 188 Seiten; Taschenbuch
Chiemsee Verlag, 15,99 €