Klangprojekt im Rahmen der Neuen Künste Ruhr macht die Neuerfindung industrieller Areale des Ruhrgebiets hörbar
Start der Live Aktionen am KlangContainer auf Kokerei Hansa am 12./13. August
Von Kohle zu Wasserstoff, von Maloche zu Dienstleistung, von Förderband zu rad.revier: das Ruhrgebiet erfindet sich neu. Was als Industrialisierung begann, hat sich zu einem fortlaufenden Prozess verstetigt und führt über den Strukturwandel, so die Hoffnung, zur „grünsten Metropole der Welt“.
Und so wie sich das Aussehen ehemaliger Industriegelände drastisch gewandelt hat, so ändern sich die Geräusche. Kein Dröhnen, Zischen, Hämmern, kein Klingeln der Förderkörbe, keine Warnsirenen dominieren mehr die akustische Welt. Wo Stahl gewalzt, Kohle gefördert und Koks gebacken wurde, rollen die Skater, jagen Kinder hinter Hunden her, Radler klingeln sich den Weg frei, es wird gepicknickt, geklettert, Schulklassen werden herumgeführt.
Das Kunstprojekt KlangSchichten, gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen im Rahmen der Neuen Künste Ruhr, macht diese akustische Veränderung erlebbar. KlangSchichten gibt denen eine Stimme, die Teil des Wandel waren und sind. Es dokumentiert und schreibt fort ‒ denn die Schichtung hört nicht auf.
Los geht es mit den Live-Überschreibungen der Klang-Schichten am kommenden Wochenende auf Kokerei Hansa (12.8.: 16-20.30 Uhr; 13.8.: 13.30-17.30 Uhr).
Offenes Mikro am KlangContainer
An den Orten, die nach der industriellen Nutzungsphase im Zuge der Internationalen Bauausstelung (IBA) in den 1990er Jahren bereits einmal umgedeutet worden sind und aktuell im Zuge der Vorbereitungen auf die IGA Metropole Ruhr 2027 eine weitere Interpretation und Überschreibung erfahren, macht der KlangContainer an den kommenden Wochenenden Station: im Rheinpark in Duisburg, im Nordsternpark in Gelsenkirchen und ‒ eben zum Auftakt ‒ auf dem Gelände der Kokerei Hansa in Dortmund. Wo die Füllwagen mit Kokskohle rumpelten, die Kompressoren stampften und Dampfwolken aus dem Löschturm rauschten, ist eine Mischung aus alten und neuen Sounds zu hören, rhythmisch aufbereitet und geschichtet.
Mitmachen kann jede und jeder!
Die ambientösen Klangwolken über der Kokerei liefern den Basis-Track für eine Live-Überschreibung der alten Sounds. Am offenen Mikrophon darf von Erfahrungen und Ideen rund um die Kokerei erzählt werden, es darf gerappt und gesungen werden, Klänge können live produziert oder mitgebrachte Samples und Aufnahmen eingespielt werden. Auf diese Weise lässt sich die klangliche Metamorphose gestalten, erleben und nachvollziehen. Es entsteht ein Soundtrack des Wandels live in progress. Wo früher Arbeitsschichten gefahren wurden, wird die KlangSchicht zum Happening.
Parallel entwickelt sich darüber hinaus eine Sammlung von O-Tönen und aktuellen Zeitzeugnissen, die auch über das Ereignis hinaus zur Verfügung stehen. Ergänzt mit Aussagen von Planern, Architekten und weiteren Akteuren der Umgestaltung schafft KlangSchichten im Anschluss an die Live-Aktionen aus den Klängen der Vergangenheit und den Soundsamples, die vor Ort aufgenommen wurden, ein akustisches Format, das sich zwischen Hörspiel, Dokument, Klangcollage und modernem Ambient-/ Techno-Track bewegt und damit selbst ein Hybrid aus alten Formen auf der Suche nach einer neuen Identität ist ‒ ganz wie die Orte, um die es geht. Das Ergebnis wird anschließend präsentiert und lädt zu weiteren Reflexion über Orte und Wandel ein.
Termine des KlangContainers im Sommer 2023:
12./13. August Kokerei Hansa / Dortmund; samstags 16-20 Uhr (Kokerei Hansa bis 20.30 Uhr), sonntags 14-18 Uhr (Kokerei Hansa: 13.30-17.30 Uhr)
19./20. August Rheinpark / Duisburg (im Rahmen des Fests der Vielen)
26./27. August Nordsternpark / Gelsenkirchen
Die ganze KlangGeSchichte und aktuelle Infos unter: https://klangschichten-ruhr.de
Quelle und Foto: KlangContainer im Sommer 2023