Der Tote im Palazzo – Ein Toskana Krimi von Luca Fontanella
Von Diethelm Textoris
Die Sommer- und Ferienzeit geht zu Ende. Viele von uns haben sie für eine Urlaubsreise genutzt. Andere sind aus unterschiedlichen Gründen, von der Geldknappheit bis zur Unlust in die inzwischen zum Feuerofen gewordenen südlichen Urlaubsländer zu reisen, zu Hause geblieben. Für beide Gruppen kann ich als spätsommerliche Lektüre den Toskana Krimi „Der Tote im Palazzo“ in der Reihe „Trattoria Mortale“ empfehlen.
Bei den Lesenden der ersten Gruppe werden vielleicht die eigenen Urlaubs-Erinnerungen wieder wach, denen der zweiten Gruppe wird vielleicht ein kleiner Urlaubsersatz geboten, wenn sie ins toskanische Volterra südlich von Florenz geführt werden. In eine Stadt mit mittelalterlichen Gassen und Gemäuern und dem mit Fresken verzierten Palazzo del Priori, der einem atemberaubenden Panoramablick liefert. Aber auch Krimifreunde kommen voll auf ihre Kosten, denn schließlich muss der heimische Agente Sergio Panda mit seinen Kollegen einen heimtückischen Mord aufklären.
Ermordet wurde der Stardesigner Luigi Leonetti, der der historischen Stadt neue Glanzlichter aufsetzen sollte, damit diese von der Jury zur schönsten Stadt der Toskana gekürt wird. Da er in seinem riesigen Palazzo erschlagen wurde, konnte er allerdings seine spektakulären Pläne nicht mehr umsetzen. So steht Panda unter zeitlichem Druck, damit ein unaufgeklärter Mord dem Ort keine durch nichts auszugleichenden Minuspunkte einbringt. Verdächtige gibt es viele, vom suspekten Museumsdirektor über eine schwer durchschaubare Silberschmiedin bis zum honorigen Bürgermeister. Zu allem Überfluss muss auch noch die Trattoria „Il Gusto“ von Sergios Vater Angelo, die von allen nur „Trattoria Mortale“ genannt wird, geschlossen werden. Archäologen haben im Boden des Waschraums eine aufsehenerregende Entdeckung gemacht, die Ausgrabungen erforderlich macht.
Was macht das Buch lesenswert? Da ist zum einen die kenntnisreiche Beschreibung der Stadt Volterra, die das mittelalterliche Flair nachempfinden lässt und die Sehnsucht nach einem Besuch weckt. Da sind die einfühlsamen Charakter- und Mentalitätsbeschreibungen der Protagonisten Antonio, Sergio und dessen Freundin Guilia, des örtlichen Polizeichefs Allessandro, der alten Kämpfer wie „Trommelfeuer“ und „Kugelblitz“ oder der exzentrischen Nachtmalerin. Da ist die Prise Humor mit der Erkenntnis, dass der norwegische Stockfisch erst in der toskanischen Küche mit den dort spezifischen Zutaten und Zubereitungsarten seinen wahren Geschmack entfaltet. Und da ist natürlich der spannende Handlungsstrang der Kriminalgeschichte, die nach eher gemächlichem Anlauf zunehmend an Fahrt gewinnt und in einen atemberaubenden Stunt im Kopfkino endet, bei dem Agende Sergio Panda als Fahranfänger mit seinem Fahrrad einen schnellen Sportwagen verfolgen muss um den Bösewicht zu stellen.
Hier fließt auch eine gehörige Portion Slapstick ein, die die Lesenden vergessen lässt, dass die Fantasie die Autoren vom Boden der Realität ein wenig abheben lässt. Warum Autoren? Der Verfassername Luca Fontanella ist ein Pseudonym, hinter dem sich das Schriftstellerteam Dirk Husemann, Lüner Kulturpreisträger des Jahres 2022, und seiner Frau Jutta Wieloch gut erkennbar verbirgt.
Info:
Das Buch „Der Tote im Palazzo“ ist das dritte in der Reihe „Trattoria Mortale“. Es ist unter der ISBN 978-3-442-49397-5 im Goldmann Verlag erschienen, hat 400 Seiten und kostet 12 €. Es ist in der Mengeder Buchhandlung am Amtshaus vorrätig bzw. kann dort innerhalb von maximal 24 Stunden beschafft werden.