Geld stinkt nicht, liebe Muslimbrüder!
Von Peter Grohmann
Geld stinkt nicht. Das ist eine alte christliche Weisheit, von der schon meine Omi Glimbzsch in Zittau wusste – zu Zeiten, als es noch gar kein Radio, keine Pressefreiheit und notgedrungen auch keine Selbstzensur in den Medien gab. Aber um Tacheles zu reden, reden wir von Al Jazeera. Die Journalisten der Nachrichtenredaktion vertreten unterschiedliche politische Richtungen, behauptet Wikipedia, sind weltweit aktiv und sitzen sogar in der Bundespressekonferenz.
Viele haben, im Gegensatz zu mir, humanistische Bildung, Genossen! Al Jazeera sendet in nahezu allen Sprachen der Welt den unterschiedlichsten Mainstream. Aber jetzt mal Inshallah hin oder her: Wenn auf Arabisch gesendet wird, dann geht’s nicht um irgendeinen Frühling, sondern um Winter, um Krieg. Dann sagen die Geldgeber, Vordermänner und Vorsänger von Al Jazeera: Alan aintahat almutea, sinngemäß etwa „Jetzt ist aber Schluss mit lustig!“ – und da kann es schon mal zu Zerstückelungen kommen.
Als Nahostexperte weiß ich: Das arabischsprachige Programm trägt in diesen Zeiten und selbstredend in hohem Maße zur islamistischen Radikalisierung von Arabiens Massen bei und gilt als Propagandaapparat der Muslimbruderschaft. Der Aufruf zum Heiligen Krieg folgt dem Gebet auf dem Fuße und eilt ihm sogar voraus. Glauben oder lieber nicht?
Egal. Als Atheisten wissen wir, dass es so gut wie nichts gibt, was man Katar nicht vorwerfen könnte. Manches von der katarschen Praxis würden sich manche auch für unsereins wünschen, auch wenn hier mit zarter Hand die Demokratie herrscht und es noch nicht so weit ist. Deshalb ist es vermutlich gut, genau hinzuhören, ob und wo der palästinensische Protest auf deutschen Straßen ausufert, um dann rechtzeitig hart durchzugreifen – oder besser gesagt: Nie wieder ist jetzt.
Die Finanziers der Massaker halten 6,1 Prozent der Deutschen Bank, rund 17 Prozent der Stammaktien bei Volkswagen, bei Hapag-Lloyd 12,3, bei RWE 9 Prozent und sind bei Siemens der viertgrößte Investor des Unternehmens. Wer wüsste es nicht: Das Emirat ist nur ein klitzekleiner Staat, vergleichbar etwa mit Bremen oder der deutschen Schweiz, doch eins der reichsten Länder der Welt. Ich sage nur Sand (für die Augen), Erdgas (für uns) und Öl (für die Kriege). Es spricht alles dafür, dass der Einfluss Katars in Deutschland schneller wachsen wird. Almal la natun, wie der Araber gern sagt: Geld stinkt nicht.
Peter Grohmann * ist Kabarettist und Koordinator der AnStifter. Wir danken ihm für die Zustimmung zum Abdruck dieser Kolumne.
* peter-grohmann@die-anstifter.de