Fröhlichkeit und gute Laune beim Neujahrsempfang in Oestrich

Neujahrsempfang in Oestrich –
Lachen unterm Damoklesschwert

Albrecht und Christa A. Thiel präsentierten im übervollen Gemeindesaal das Programm „Transparenz ist, wenn du durchblickst“.

Albrecht und Christa A. Thiel präsentierten im übervollen Gemeindesaal das Programm „“Transparenz ist, wenn du durchblickst“.“

Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Wie ein Damoklesschwert hingen die Gerüchte über die drohende Schließung des Gemeindehauses Oestrich am Sonntagnachmittag in der Luft, die dann am darauffolgenden Dienstag Gewissheit wurde. Und trotzdem wurde beim dreistündigen kabarettistischen Neujahrsempfang von Christa und Albrecht Thiel immer wieder kräftig gelacht.

Soll einer sagen, die Gemeindemitglieder in Oestrich und die aus den anderen Teilen der Noah Gemeinde erschienenen Zuschauer hätten keinen Humor.

„Christentum ist schön und lustig, bunt und humorvoll.“ Diese Behauptung, am Ende der Veranstaltung von Christa A. Thiel formuliert, galt nicht immer, gilt sicherlich auch nicht überall und auch nicht uneingeschränkt. „Wir machen das hier schon seit etwa 25 Jahren, wenn man die kleinen Anfänge mitzählt“, verriet ihr Mann Albrecht Thiel. Mit ständigem Erfolg, wie der Sonntagnachmittag bewies, als das Pfarrerehepaar im übervollen Gemeindesaal das aktuelle Programm „Transparenz ist, wenn du durchblickst“ präsentierte.

In der Kurzandacht zu Beginn der Veranstaltung zeigte Pfarrer Thiel, dass es durchaus lohnend sein kann, über den konfessionellen Tellerrand zu blicken. Er stellte den katholischen Heiligen Filippo Neri vor, der sich im 15. Jahrhundert um die Versorgung der armen und kranken Rompilger kümmerte. Thiel brachte einige der zahlreichen humoristischen und oft skurrilen Anekdoten, die sich um dessen Wirken ranken und ihm das Prädikat „der lachende Heilige“ einbrachten. Heute ist er unter anderem Schutzpatron der Eliteeinheiten und wird angebetet zum Schutz vor Erdbeben und bei Gliederschmerzen. Ein wenig ungewöhnlich war auch das dann folgende Gebet, in dem es u.a. hieß: „Schenk uns die Gnade, einen Scherz zu verstehen.“

Humoristischer Jahresrückblick auf das Gemeindeleben mit Ruth Martin (li) und Christel Luczka.

Humoristischer Jahresrückblick auf das Gemeindeleben mit Ruth Martin (li) und Christel Luczka.

In ihrem humoristischer Jahresrückblick auf das Gemeindeleben griffen Ruth Martin und Christel Luczka das Thema Transparenz auf und mussten mehrmals resigniert feststellen: „Uns sagt ja keiner was“. Oder erst recht spät, wenn zwischen Diskussion und Verkündigung der Ergebnisse mehr als ein halbes Jahr liegt. Stolz zählten sie anschließend viele Aktivitäten der erfolgreichen Gemeindearbeit des vergangenen Jahres auf: die besten Kinderbibelwochen aller Zeiten, erfolgreiche Jugendarbeit wie die Einrichtung einer Theatergruppe, Aufschwung bei der Frauenhilfe. Unausgesprochen stand die Frage im Raum: Was soll daraus werden, wenn das Gemeindehaus geschlossen wird?

Gespräch unter Männern: Jack Nicholson und Sean Connery.

Gespräch unter Männern: Jack Nicholson und Sean Connery.

Thematisch breit gefächert und inhaltlich vom platten Kalauer bis zum hintersinnigen Wortspiel bot das Kabarett-Programm von Christa und Albrecht Thiel alles, was die Lachmuskeln reizte und vielfach auch zur Nachdenklichkeit anregte. Und das ganz ohne erhobenen Zeigefinger. Es war ein Vergnügen, wie die beiden als eingespieltes Team sich die Bälle zuwarfen und auf die Würfe parierten. Da wurde Transparenz auf die Bluse von Oma Meier bezogen, mit dem Fazit, das sie nur möglich ist, wenn man auch was durchscheinen lässt.

Dann gab es einen Rückblick auf selige Pfarrkonferenzzeiten, bevor das Salatblatt die ebenso nahrhaften wie cholesterinträchtigen Mettbrötchen und Mett-Igel (serviert mit dem Wortspiel „Matt-Eagle“) verdrängt hatten. Christus soll ja bereits gesagt haben: „Nimm dein Mett und wandele.“ Eine besondere Ehrung erfuhr der legendäre Fernsehkoch Clemens Wilmenrod als Erfinder des „Toast Hawai“, und das, obwohl er als Schauspieler eigentlich gar nicht kochen konnte. Oder ein kleiner Ausflug ins Makabre, wenn über die späteren Grabinschriften von Helene Fischer („Atemlos“) oder Matthias Reim („Verdammt hier liegt er, verdammt hier liegt er nicht“) spekuliert wurde, oder zu Heinos Beerdigung das Lied „Schwarzbraun ist der Eichensarg“ passend wäre.

Auch Schunkeln war angesagt.

Auch Schunkeln war angesagt.

Bei der Feststellung „Monaco ist nicht Oestrich“ oder der Aufzählung der Affären von Promis zeigte Christa Thiel, dass sie die beim Frisör ausliegende Fachliteratur ganz intensiv studiert hatte.

Zwischen den Wortbeiträgen nutzten die Gäste, begleitet von Organistin Nelly Schnar an Klavier und Akkordeon, die Gelegenheit, kräftig mitzusingen, mal mit den Originaltexten, mal mit parodistischen Neufassungen wie „Selbst ein Fischstäbchen krabbelt weiter, und das kannst du auch.“

Fröhliche Gesichter beim Neujahrsempfang in Oestrich.

Fröhliche Gesichter beim Neujahrsempfang in Oestrich.

Mit Kommentaren wie „wunderbar“, „das war wieder ganz toll“, und „wir haben lange nicht mehr so gelacht“ verabschiedeten sich die Zuschauer nach kräftigem Applaus per Handschlag von den Akteuren.

Albrecht und Christa A. Thiel und Nelly Schnar (re) beim Schlussapplaus.

Albrecht und Christa A. Thiel und Nelly Schnar (re) beim Schlussapplaus.

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Bericht erschien in kürzerer Fassung bereits in den RN.