Trumputins – Eine Kolumne von Peter Grohmann

Trumputins

Von Peter Grohmann

Momentan geben die Trumputins dieser Welt den Ton an und eilen von Sieg-Heil zu Sieg-Heil. Hummeln, Affen oder Papageien können komplexe Rätsel lösen und sich gegenseitig Neues beibringen, haben Wissenschaftler:innen eben festgestellt – aber wir? Wir säubern mit Abflussfrei unser Scheißhäusle, weil’s anschließend so gut nach Zitrone duftet, machen uns, unsere Kinder und unsere Autos immer fetter und pfeifen auf die gelenkten Medien. Wir lieben Fakes statt ARD. Ja, wir. Eigentlich ganz gewöhnliche Menschen.

Die Jüngsten unserer Spezies halten es oft gerade mal 18 Sekunden aus, nicht auf ihr Handy zu schauen, 70 Prozent aller Kinder zwischen neun und zwölf Jahren haben längst ein Smartphone und alle anderen fallen bis ins hohe Alter immer wieder in Demenz und auf den alten Quark rein. Wir zerstören mutwilliger als ehedem unsere eigenen Nester, säbeln die Bäume ab, vergiften die Flüsse und werfen den Rest den Chinesen zum Fraß vor.

Die Trumputins reden alle ähnlich und haben alle vergleichbare Botschaften, die wie die Faust aufs Auge passen, ob auf Englisch, Ungarisch, Indisch, Russisch, sonstewas oder Höckesch. Sie wettern wie Netanjahu gegen den tiefen Staat und linksgrün-versiffte Medien, die Eliten (außer sich) und die Republiken. Ihre Botschaften werden wie das Wettern der Woche weltweit und millionenfach gelinkt und geglaubt und mit einem Lächeln belohnt: Märchen, Mythen, Träume. „Du hast ja sonst nüscht“, tät da meine Omi Glimbzsch in Zittau sagen und sich mit Erich Fromm empfehlen. Wenn Verschwörungsmythen durch die Netze segeln, sind Aufmerksamkeit und Wahlerfolge besonders hoch.

Eigentlich müsste Netanjahu im Gefängnis sitzen und mit ihm Ismail Haniyya und Yahya Sinwar, Donald Trump, Wladimir Putin, Viktor Orbán, Jarosław Kaczyński und andere Volksbetrüger (bitte nennen Sie mir gern weitere Namen). Selbstverständlich sollen sie alle erst nach einem ordentlichen, also demokratischen Gerichtsverfahren einfahren. Trump drohen bei Höchststrafe 136 Jahre Gefängnis, aber ich nehme an, dass er sich begnadigt. So wie Trump die staatlichen Institutionen der USA missbraucht und beschädigt, schadet auch Netanjahu Israel – nicht zuletzt dadurch, dass er die zu Ausgleich und Vernunft unfähigen Rechtsextremen hof- und regierungsfähig gemacht hat und mit vielen Lumpen dieser Welt Blutsbrüderschaft getrunken hat.

Die anderen Knastkandidaten – etwa Putin & Orbán – sind ehemalige Kommunisten und haben die eben gewonnenen Republiken hopsgehen lassen. Die grausamen Muslimbrüder Ismail Haniyya und Yahya Sinwar von der Hamas hingegen (um nur zwei zu nennen) haben schon von Geburt an Mord und Totschlag gut gefunden, wenn die Opfer Jüdinnen und Juden waren. In Israel sind Hunderttausende auf den Straßen: Gegen Netanjahu und für Demokratie. Im Gaza sind es Millionen – für ein Stickel Brot, fürs Leben. Und rundum gucken Millionen und Abermillionen zu. Mal sehen.

Peter Grohmann * ist Kabarettist und Koordinator der AnStifter. Wir danken ihm für die Zustimmung zum Abdruck dieser Kolumne.
* peter-grohmann@die-anstifter.de