Volltreffer
Von Peter Grohmann
Die Waffennarren, Burger King und die Republikaner sind auch nicht mehr das, was sie mal waren: Der Schuss daneben auf den Freund der Handfeuerwaffen ist ein Volltreffer auf dem Weg zum Sieg. Oder zweifelt noch irgendjemand irgendwo? Aber umgekehrt klappt’s: Bei einem Angriff auf einen Hamas-Führer wurden acht Zivilisten getötet. Oder 80? Die Null wurde von den Babyloniern erfunden.
Zum Thema heute weiß Wikipedia, dass wir in der Konflikttheorie von einem Nullsummenspiel sprechen, wenn Konfliktparteien so miteinander verstrickt sind, dass wenn einer gewinnt, der andere automatisch entsprechend verliert. Andersrum: Wenn eine Partei (oder alle) glauben, dass sobald einer gewinnen würde, der andere entsprechend verlieren müsste.
„Ausgestorben – zu viel Panzer, zu wenig Hirn“, meinte meine Omi Glimbzsch in Zittau, wenn ich begeistert aus dem Zeltlager der Jungen Pioniere kam und Schießen übte. Das Sprüchle haftet länger als die DDR. Aber so oder so – jetzt landen weitere Millionen Dollars mehr auf dem Konto des Betrügers. Selbst die Hunderttausende, die wie Hunde auf den Straßen leben, geben ihr letztes Hemd und spenden. Der Obdachlose weiß: Geld allein macht nicht glücklich – es muss auch reichen. Wenigstens für einen.
Aus Verzweiflung über die Lage schicke ich meiner Omi eine E-Mail in den Osten, Victor Orbán hinterher. Ich ruf‘ sie an. „Mach doch mal wieder Saure Nierle mit Bratkartoffeln!“ Sie wohnt in der Nähe des Krieges und denkt oft an gestern. „Und koch‘ für zwei, du kennst doch den Jungen aus Namibia, den Fußballer? – Na, den aus dem Asylantenheim, der bald deportiert wird! Den kannste doch ooch mal einladen.“ – „Den Beinamputierten?“ – „Ja, aber sein Magen ist noch dran. Pass uff: Du koofts 500 Gramm Schweinenieren …“ – „Schwein?“ Ich: „In Namibia gibt’s kaum Moslems. Jetzet hör zu: Die Nierle im scharfen Öl scharf anbraten …“ Die Omi: „Den Rest kenn‘ ich selba.“
Leber und Nieren von Schlachttieren weisen im Gegensatz zum Muskelfleisch hohe Werte an Schwermetallen wie Cadmium, Blei und Quecksilber auf. Klar, kein Mensch isst mehr als drei Mal im Leben Leber oder Nieren, ohne richtig krank zu werden. Saugefährlich fürs Wohlergehen von Omi und allen Namibiern sind Organe älterer Schlachttiere. Die Höchstgehalte für Quecksilber wurden in 18 Prozent der Nieren älterer Rinder und in 41 Prozent der Nieren älterer Schweine überschritten. Die inneren Organe von über zwei Jahre alten Tieren sind fast generell nicht zum Verzehr geeignet, so das Bundesinstitut für Risikobewertung.
Bratkartoffeln nicht vergessen, ohne Nierle, aber im Trollingersößle.
Peter Grohmann * ist Kabarettist und Koordinator der AnStifter. Wir danken ihm für die Zustimmung zum Abdruck dieser Kolumne.
* peter-grohmann@die-anstifter.de