Ein etwas anderes Denkmal für die Hexenverfolgung

„transitory monument“
© Gabi Mielich

Audiowalk „transitory monument“ auf dem Hansaplatz bietet alternative Form des Gedenkens

Auch in Dortmund wurden im Mittelalter Frauen als Hexen verfolgt. In einem kombinierten Schau- und Hörspiel kann man bei drei Aufführungen Ende August auf dem Hansaplatz erleben, wie einem historischen Ereignis aus feministischer Perspektive ein temporäres Denkmal gesetzt wird.

Dortmund, 1595: Mümmel Elsken wird beschuldigt, eine Hexe zu sein und den Tod des Knechts Mangelmann verursacht zu haben. Man vermutet, dass sie zudem mit ihrem bösen Blick eine Kuh entmilcht oder den Tod von Kindern herbeigeführt haben könnte. Vielleicht hat sie auch einer Frau Verhütungsmittel gegeben. Verfolgt von den Stadtknechten, flieht Mümmel in den Kirchhörder Wald. Wird sie der Verbrennung auf dem Scheiterhaufen entkommen?

Eine szenische Doku-Fiction am Hansaplatz

Die Audiowalk-Performance „transitory monument“ auf dem Hansaplatz verknüpft die lokale Geschichte der Dortmunder Hexenverfolgung mit einer feministischen Perspektive auf die europäische Hexenverfolgung. In einer Mischung aus Schauspiel, Physical Theatre und Hörspiel präsentieren die Autorin, Performerin und Regisseurin Nicola Schubert und die Szenografin Theresa Mielich eine eigens für diese Performance geschriebene szenische Doku-Fiction. Produziert wurde sie vom Sounddesigner-Duo Timecode audio. Das Publikum erhält Funk-Kopfhörer und begleitet die Performerin über den Hansaplatz bis zur Reinoldikirche.

Ein temporäres Denkmal als künstlerisches Statement

Das Konzept der Performance versteht sich als ein temporäres Denkmal. Die Idee stammt von der Dortmunder Geschichtswerkstatt, die sich über zwanzig Jahre lang für ein „Hexendenkmal“ innerhalb der Innenstadt eingesetzt hat. Die Performance bietet eine alternative Form des Gedenkens, bei der die Erinnerungsstütze nicht aus festem Material, sondern aus dem flüchtigen Medium Theater und Performance besteht.

Zeitgenössische Einordnungen und historische Kontinuitäten

Die Geschichte von Mümmel Elsken, der „letzten Hörder Hexe“, wird durch historische und aktuelle Bezüge zu geschlechterbezogener Diskriminierung, Femiziden und Diskursen über Schwangerschaftsabbrüche ergänzt. Eine Quelle hierfür ist unter anderem die Veröffentlichung „Lebendig verbrannt vor den Toren der Stadt. Dortmunder Hexen und ihre Mörder“ der Dortmunder Geschichtswerkstatt. Gegen Ende der Performance wird ein Interview mit Susanne Meyer von der Geschichtswerkstatt eingespielt, das die künstlerische Arbeit dokumentarisch abrundet und die wichtige Vereinsarbeit würdigt.

Aufführungen und Tickets

Die ersten Aufführungen des Projekts gab es bereits 2022 statt, gefördert vom experimentier.labor von .dott und dem NRW Landesbüro für Freie Darstellende Künste. Dank des Ressorts „Kunst im öffentlichen Raum“ der Stadt Dortmund und des Stadtbezirksmarketings Innenstadt-West ist eine erneute Aufführung möglich.

Termine der diesjährigen Aufführungen:

  • 29. August, 20:30 Uhr
  • 30. August, 19 Uhr
  • 31. August, 19 Uhr

Tickets sind erhältlich unter https://rausgegangen.de/events/transitory-monument-0

Trailer:

https://www.youtube.com/watch?v=Kxy2PqmEjDI&list=PLpBYSpuPLjwz6bGxvNtpGAU_fPbzlLugj&index=2&t=3s

Team:

Konzept/Text/Regie/Performance: Nicola Schubert

Ausstattung: Theresa Mielich

Co-Regie: Karoline Stegemann

Komposition: Chiara Strickland

Soundbearbeitung: Timecode audio (Henric Schleiner und Henning Großmann)

Sprecher:innen: Felix Breuel, Olga Prokot, Nicola Schubert, Karoline Stegemann

Über die Beteiligten:

Nicola Schubert: Geboren in Dortmund, studierte Theater- und Medienwissenschaft in Bochum sowie Schauspiel an der HfMDK Frankfurt am Main. Sie arbeitet als Schauspielerin, Performerin, Autorin und Regisseurin. Seit 2021 liegt ihr Fokus auf eigenen Projekten, die ortsspezifische Auseinandersetzungen mit gesellschaftspolitischen, historischen und feministischen Themen beinhalten.

Theresa Mielich: Bühnen- und Kostümbildnerin im Bereich Theater und Film, studierte Modedesign in Berlin und London. Sie arbeitete an zahlreichen renommierten Theatern und hat sich auf ortsspezifische Performances spezialisiert. Seit 2014 ist sie freischaffend tätig

Quelle: Pressestelle der Stadt Dortmund