Gedenken an die Pogromnacht 1938

Ökumenische Andacht 2024 zum Gedenken an die Pogromnacht 1938

Das Netzwerk gegen Rechts im Stadtbezirk Mengede hatte am gestrigen Abend zu einer Ökumenischen Andacht in die Ev. St. Remigiuskirche  eingeladen. 

Die Teilnehmenden trafen sich um 18.30 Uhr am Amtshaus in Mengede und gingen von dort aus zur Williburgstraße, wo sie vor den Stolpersteinen in Höhe des Hauses Nr. 6 der Opfer der Nazi-Verbrechen gedachten.

Daran schloss sich die Ökumenische Andacht zum Gedenken an die Opfer der Pogromnacht an – knapp 100 Menschen aus dem Stadtbezirk nahmen unter der Leitung  von Stefanie Lüders und Markus Kohlenberg teil – die musikalische Begleitung lag in den Händen der Familie Biosca Dieterle und von Reinhard Kraus.

Zum gelungenen Abschluss wurden die Teilnehmenden in das Gemeindehaus der Ev. St. Remigius-Kirche eingeladen – hier bestand die Gelegenheit, Gedanken zu den aktuellen Geschehnissen auszutauschen. 

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Gedanken von Bezirksbürgermeister Axel Kunstmann am 9.11.2024
in der Williburgstraße vor der HausNr. 6

Wie in den Jahren zuvor haben wir uns auch dieses Jahr wieder getroffen, um an die Pogromnacht vor 86 Jahren zu erinnern und der Menschen zu gedenken, die in dieser Nacht und in den folgenden Wochen von den Nationalsozialisten deportiert und ermordet wurden.

Und ich denke, dass wir es in diesem Jahr machen, ist wichtiger denn je. Antisemitische Äußerungen und Judenhass auf offener Straße haben sich massiv gehäuft, und das nicht erst seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel vor etwa einem Jahr (am 7. Oktober 2023) mit 1139 brutal getöteten Menschen in Israel, mehr als 5400 Verletzten und 250 Entführten, deren Schicksal bis heute nicht klar ist.

Jagd auf Juden haben wir in diesen Tagen, am letzten Donnerstag, auch in Amsterdam erleben müssen. Propalästinensische Jugendliche haben Fußballfans von Maccabi Tel Aviv attackiert, bedroht und so misshandelt, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. Ich möchte mir nicht vorstellen, was in Dortmund passieren könnte, wenn ein Verein aus Israel mal gegen den BVB spielen müsste. 

Auch das Erstarken rechtsextremer Parteien – ich denke da an die Ergebnisse der Europawahl in diesem Jahr und an die Landtagswahlen im deutschen Osten – macht mir Angst. 

Rechtes Gedankengut, das früher hinter vorgehaltener Hand geäußert wurde, wird heute – wie selbstverständlich – öffentlich verbreitet.

Besonders erschreckend war für mich, als ich vor gerade mal zwei Wochen die Nachricht erhielt, dass die Sportanlage von Rot-Weiß Germania in Bodelschwingh – übersät von Nazi-Schmierereien und rassistischen Sprüchen – verunstaltet worden war. Die beigefügten Bilder mit unzähligen Hakenkreuzen, „Bastard“ und „Nigga“-Schmierereien, von den angerichteten Zerstörungen erinnerten mich leidvoll an die bekannten Bilder aus der Zeit des Nationalsozialismus. Ist es wirklich schon wieder so weit?

Wir dürfen unsere Augen nicht verschließen vor Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit; wir dürfen nicht schweigen; wir müssen als Demokraten zusammenhalten und deutlich machen, warum diese unsere Demokratie das Beste ist, was wir haben. 

Ich möchte schließen mit den Worten des Dortmunder Liedermachers Fred Ape:

Ich will meine Stadt nicht braun,
Ich will sie bunt und verrückt
Oder anders ausgedrückt
Die sich traut, und sich zeigt
Die einfach nicht mehr schweigt
Und die hilft, Brücken zu bau’n.
„Nie wieder ist jetzt.“ 

Fotos: K.N.;
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