Zum Gedenken an Amadeu Antonio
Von Anetta Kahane (Vorsitzende des Vorstands der Amadeu Antonio Stiftung)
In einer düsteren und kalten Novembernacht im Jahr 1990 zogen etwa 50 Nazis, damals Skinheads genannt, los, um Krawall zu machen. Sie waren auf der Jagd nach „Ausländern“. Sie marodierten durch die Stadt Eberswalde. Alle, sogar die Polizei, wussten Bescheid, dass dies wieder eine der Nächte sein würde, in der man besser auf der Hut ist. Doch niemand kam auf die Idee, die Angolaner und andere Vertragsarbeiter zu warnen. Dabei wäre das leicht machbar gewesen, denn sie lebten gemeinsam in einem Wohnheim.
Hätte Amadeu Antonio gewusst, dass der rechtsextreme Mob in dieser Nacht unterwegs war, der lauthals Naziparolen grölte, wäre er an diesem Abend niemals ausgegangen. Amadeu war ohnehin ein eher zurückhaltender Mensch. Er war in Angola aufgewachsen und als ältester von 12 Geschwistern hatte er ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein. Niemals hätte er sich in Gefahr begeben, schon gar nicht jetzt, kurz vor der Geburt seines ersten Kindes.